Monday, December 25, 2006




"Leviathan Thot" von Ernesto Neto, Festival d'Automne, Panthéon, Paris
(Fotos: Tina Karolina Stauner, 2006)

Man ist also allseits auf Winterreise. Spätestens seit Schubert. Ich fuhr kürzlich nach Paris.
Wie offen und interessiert ich dort auf die Installation "Leviathan Thot" zuging wundert mich im Nachhinein, denn ich stehe grundsätzlich Installationen erst mal mit Skepsis gegenüber.
"Leviathan Thot", von dem Brasilianer Ernesto Neto geschaffen, spannt sich in weichen, gebogenen Formen aus Netzen aus Tüll und Lycra zwischen den geometrischen Linien des Steinbaus unter der Kuppel des von Ludwig XV in Auftrag gegebenen und im späten 18. Jahrhundert erbauten Panthéon. In den Netzen sind weiße Polysterolkugeln, teilweise Sand und Lavendel.
Im Raum des Panthéon hängt sonst nur in der Mitte ein foucaultsches Pendel.
Die Skulptur "Leviathan Thot" lebt der Information zufolge "von der Konfrontation des tierischen Wesens, des Lebens, der Art des Léviathan und einer stabilen Architektur, dem Symbol des Zusammenspiels von Kultur und Politik, welche durch das Gebäude und seine zahlreichen Denkschriften dargestellt wird." Und weiter: "'Léviathan Thot' ist ein anthropomorphes Werk. Von Leviathan, dem Ungeheuer aus dem Buch Hiob, hat es die Augen, das Gehirn, den Mund, das Herz und die Arme und Beine. Der Ägypthische Gott Thot wird mit Weisheit in Verbindung gebracht. Als Erfinder von Schrift und Sprache repräsentiert er die Kultur und kann sogar noch über andere Götter hinauswachsen."
Die Wirkung des Kunstwerks ist vordergründig imposant. Bei näherem Betrachten bin ich recht schnell wieder sogar mehr als nur skeptisch. So eine Installation ist für einen kurzen Zeitraum da. Zurecht, denke ich. Zeigt doch auch, daß Installationen im kulturellen Raum unwesentlich sein können.
Andererseits geht es um einen Denkansatz über die Kultur, speziell auch die heutige Kultur, der sich beim Betrachten ergeben kann. Vielleicht auch einfach nur um Erleben von Ästhetik. Dies kann beeindruckend sein, aber auch in Frage stellen oder selber in Frage stehen. Man muß ein enormes Maß an Schöpferkraft haben um mit einer inhaltlichen oder/und formalen Aussage in dieser Dimension bestehen zu können.
und www.pantheonparis.com