Tuesday, November 28, 2006

Ceramic Dog - Marc Ribot, Ches Smith, Shahzad Ismaily

Marc Ribots neue New Yorker Band.
Die drei Musiker spielen jeweils auch in anderen Formationen. Derzeit ist Marc Ribot bei T-Bone Burnett wichtiger Faktor. Selber hat er noch die Band/das Projekt Spiritual Unity. Bei Ches Smith führt die Spur zu Ben Goldberg Quintet und Good For Cows. Shahzad Ismaily gehört zu 2 Foot Yard. Beide Musiker spielen bei The Night Porter. Doch die Aktivitäten der Ceramic Dog-Mitglieder sind noch sehr viel mehr in die Szene verzweigt. Und insbesondere Marc Ribot ist ja nicht nur New York-Spezialisten bekannt und ein Mann mit Vergangenheit.
Es gibt von Ceramic Dog noch keine CD. Sie touren seit einer Weile und ich hörte sie im Mai im Nightclub des Bayerischen Hof hier in München. Postrock aus Elementen von Punk, Funk, Psychedelik, Experimentellem, Improvisation, Minimalismus, Hardcorejazz bis Song. Marc Ribot hat das ganze Konzept unter seiner Kontrolle, gibt den Spielraum in dem Smith am Schlagzeug und Ismaily an Baß und Moog dem für sein markantes, grobkantiges Gitarrespiel bekannten Ribot tatsächlich gleichwertig sein können.
Es ist ein Weg aus Dekonstruktionslastigem vergangener Jahre in die regelrecht gegenteilige Dynamik zu gehen. Härte und Präzision, mehrere Ebenen, suggestive Rhythmustrukturen und -linien und schöne Melodieparts. Man gerät weit mit hinein in diese Shpären, wenn man die Band live erlebt. Marc Ribot betont auf seiner website: "Not a 'project': a real band." - Ja , gebündelte, konzentrierte Kraft und Energie.
- Marc Ribots website: www.marcribot.com
(Foto: Royal Festival Hall, London)

Sunday, November 26, 2006

25.11.06 "Majakowskis Tod", Dieter Schnebel, Musikalische Leitung: Ekkehard Klemm, Regie: Florentine Klepper, Bühne: Chalune Seiberth - Staatstheater Gärtnerplatz, München

Kurze Notizen zum Unterschied der Leipziger Uraufführung und Inszenierung von Achim Freyer, die ich in den 90er Jahren besucht hatte, zur zweiten Produktion des Stücks in München:

Leipzig schrieb: "Wladimir Majakowski, 1893 in Georgien geboren, beendete sein Leben 1930 in Moskau durch einen Pistolenschuß ins Herz..."
München schreibt: "Wladimir Majakowski, geb. 1893, Futurist, Zeichner, Dichter und 'Trommler der Revolution', starb am 14. April 1930. Warum er sich umbrachte, oder ob er überhaupt freiwillig aus dem Leben schied, angesichts der Herrschaft Stalins - darauf gibt das gut einstündige Opernfragment von Dieter Schnebel keine eindeutigen Antworten..."

In Leipzig wurde die Oper mit dem vierten Teil "Totentanz" aufgeführt. Der mir besonders stark in Erinnerung blieb. Und war da nicht die pinkfarbene Tänzerin, die nach der Tänzerfigur des Tod kam?
In München ist der "Totentanz" nicht mit auf der Bühne. Das Stück endet nach drei Teilen mit einem ganz kurzen Nachspiel und einer schwarzen Fläche. In diesem Moment ist für mich der Schluß und der Blick ins Schwarze ohne den "Totentanz" irritierend abrupt. - Im Programmheft auf der letzten Seite eine Abbildung von "Schwarzes Quadrat" (1929) von Kasimir Malewitsch. Auf der Heftrückseite sind dann noch die Abschlußworte von "Totentanz" abgedruckt: "entschlafen ich - schlafen wir - Schlaf alle".

(Foto von www.staatstheater-am-gaertnerplatz.de)

Friday, November 24, 2006

23.11.06 Yo La Tengo, Muffathalle, München

Spätabends schaue ich noch beim Yo La Tengo-Konzert vorbei. Die letzten Nummern des Sets voll energiegeladenem Rhythmus ziehen direkt mit rein. Erst denke ich: Beinahe als wäre keine Zeit vergangen seit den frühen 90ern als ich die Band damals live hörte. Doch daß sie sich dann diesmal in den endlosen Zugaben einfach zerfasern läßt das Gegenteil spüren. Zu spät, daß die Schlagzeugerin Georgia Hubley zum Abschluß am Mikrofon steht und schön und etwas ironisch den Gene Clarksong "I tried so hard to please her" singt.

Thursday, November 23, 2006

Jed Perl "New Art City", 2006

Heute endlich weite Teile von "New Art City" gelesen. Anders als im oberflächlichen Vortrag Jed Perls vor einigen Wochen dann im Buch Minutiöses, Details, Hintergrundinformationen. Für mich als gutem Kenner der New Yorker Malerszene der vergangenen 50 Jahre tauchen kaum oder noch nicht bekannte Nebenfiguren, Randexistenzen und weniger erfolgreiche Künstler auf, die im New Yorker Kosmos eine mitentscheidende Rolle spieleten. Ich kann anknüpfen an mir Vertrautes und gerate mitten hinein ins Leben der gesamten Kunstszene. Zusammenhänge, die ich für mich bisher grob skizziert hatte, werden bis in persönlichste Dialoge und engste Beziehungen deutlich. Es ist ein tieferes vordringen ins Manhatten und der dortigen bildendenen Kunst der Zeit von etwa 1950 an und der Entwicklung der Kunst und Kultur aus diesem Stadtkern, einem Zentrum weltweit, heraus. Schauplatz sind Ateliers, Galerien, Bars, Clubs, Straßen, Wohnungen, öffentliche Gebäude, auch Orte nahe der Stadt und das Buch führt in Szenen, die filmsequenzartig das gesamte soziale Netz, das die Maler entstehen ließen, zeigt und besonders auch die Verbindung zu Literatur und Philosophie.
Artikel von Jed Perl in The New Republic: http://www.newrepublic.com/authors/jed-perl

Thursday, November 09, 2006

"Vorgemischte Welt", Klaus Sander, Jan St. Werner - aktuelle Lektüre nebenbei...

Saturday, November 04, 2006

Pere Ubu, Nachtmix-Mitschnitt (Bayern2Radio, Zündfunk) vom 10.10.06, Feierwerk München

Wenn überhaupt Pop- und Rockmusik dann uneingeschränkt Pere Ubu. Kraftvolle bis vorwärtstreibende schöne Songs. Man hört David Thomas Stimme an, wie er sich seiner Sache und der Stärke der Band sicherer ist denn je. Bestform. Selbst Uraltsongs der Band in der überarbeiteten Version in absolut den Zeitgeist mit reflektierender Qualität und gültig im aktuell zählenden Text- und Musikmaterial von David Thomas und Pere Ubu.
Ich hör das Konzert gerade nur im B2-Nachtmix-Livemitschnitt. Es ist dabei immerhin doch spürbar was die Band live vermitteln und übertragen kann... Radioprogramm:
www.br.de/radio/bayern2/index.html
www.ubuprojex.net