Sunday, March 21, 2010


Galina Ustwolskaya »Complete Works for Piano«
Neos/Codaex


Wem schon mal das Musikbusiness mitsamt der ganzen Musikszene suspekt sein kann, der möge Galina Ustwolskaya entdecken. Oder auf sie zurückgreifen. Ustwolskaya war eine eher schwierige Einzelgängerin, geboren in der Zeit der »weißen Nächte« 1919. Sie lebte bis 2006. Eine wenig weiblich wirkende, einer kompromisslosen Ästhetik nachgehende, russische Komponistin - aus dem »schwarzen Loch« Leningrad, dem Epizentrum des kommunistischen Schreckens, wird zuweilen gesagt.
Veröffentlicht von ihr ist nun »Complete Works for Piano«. Auf zwei CDs mit Sabine Liebner am Klavier. Dasein wie eine Insel der Ruhe. Nicht aber oberflächlich meditativ oder beabsichtigt Zen-like. Sondern in der Ruhe verstörend spröde, unzugänglich, abgründig. Keine mitlaufende Funktion im Getriebe der Zeit einnehmend. Absolut für sich stehend.
Ustwolskaya, melodisch im Avantgardistischen. Melancholisch offensiv und repetitiv eigensinnig. Puristisch, karg, asymmetrisch, streng. Kantig und ungeschliffen. Subtilitäten neben Grobem. Die Dynamik bestimmt durch extreme Kontraste.

veröffentlicht: www.skug.at www.textem.de