Saturday, January 01, 2011

Höchste Genauigkeit Erforderndes zwischen traditioneller Musik und Neuer Musik. Fein-Solistisches und Bewegungsmuster, Energieflüsse, Schichten, Zeitebenen im Ensemble.

Miroslav Srnka

Bemerkenswertes Konzert im Jahr 2010: Klangspuren Plus der Münchener Biennale mit dem Komponisten Miroslav Srnka am 20.10.10 in der Black Box Gasteig.
Spuren von etwas bedeutet auch: "kaum wahrnehmbar, suchen um wahrzunehmen." (Srnka)
Fragt sich aber, wieviele überhaupt derartig Verfeinertes, Differenziertes zu hören versuchen, sei gleich einmal vorangestellt.

Ergänzend zur Uraufführung von Srnkas Stück “Hejna” für Klarinette, Akkordeon, Harfe, Schlagzeug und Klavier wählte Srnka ein Programm aus mit Solostücken und Musik zwischen zaghaften Einzeltönen, dissonanten Mehrklängen, zwischen Tradition und Neuer Musik. Geprägt von überzeugender Einfachheit, Vorsicht, Klarheit zwischen Verstummen und Attackieren. Und auch theoretisierend einordenbar in Volkstümlichkeit zweiten Grades, getäuschte Schlichtheit. Beginnend mit seiner eigenen Komposition “Ranni Hajahu” für Schlagzeug. Desweiteren Antonin Dvorák und “Romantische Stücke” (1887) transkribiert für Klarinette und Klavier, L’ubica Cekovska mit “Fragment and Elegies” (1997) für Akkordeon, Leos Janácek mit “Im Nebel” (1912) für Klavier, Gérard Grisey mit “Charme” (1969) für Klarinette.

“Hejna” folgte als Abschlussstück und aber mit weniger starker Wirkungskraft als die äußerst konzentriert-intensiven Solostücke. "Hejna" war eher schwer zugänglich. Srnka erklärte, es ginge darum visuelle Vorstellungen in Klang umzusetzen. Es ginge um einen klangillustrtorischen Kosmos und eine Recherche über Bewegung von Vogelschwärmen. Das Stück wirkte wie ein Versuch das Thema zu erfassen und auch das Zuhören wie ein Versuch das Thema zu erfassen. Beides also wie eine Annäherung. „Tatsächlich funktionieren die Energieflüsse in beweglichen Kollektiven, wie sie in Vogel- oder Fischschwärmen und Tierherden auftreten, nach physikalischen Prinzipien, die dem Fließen von Bewegungsmustern in der Musik ähnlich sein können. Voraussetzung für die Überlagerung von Bewegungsmustern ist die mögliche Polyphonie der Instrumente. Um ein Kontinuum, das sich ständig verwandelt und in sich beweglich ist, geht es in Hejna, um das innere Pulsieren des Klanges. Und dies nicht nur in der Lautstärke, sondern auch der Dichte oder der Bewegungsrichtung…Abläufe in mehreren Schichten und Zeitebenen von der schnellen bis zur langsamen Bewegung übereinandergelegt.“ (Marie Luise Maintz, [t]akte 2/2010 )

“Ich hab immer Musik geliebt…” sagte der 1975 geborene Miroslav Srnka. Er lebt in Prag und wie er erwähnte abseits der Szene. Auf die Frage warum er komponiert antwortete er: “Das ist mein Leben.” Sein Abschlusssatz lautete: “Meine Arbeit ist Klang zu schreiben. Und das war’s.”

www.muenchenerbiennale.de

veröffentlicht: http://www.textem.de