Sunday, March 30, 2014

Folkdays...: Reisen, Exil, Heimt, Selbstfindung - Emily Barker

Sattes Songwriting bietet die junge Songwriterin Emily Barker& The Red Clay Halo. Ihre neueste CD "Dear River" handelt thematisch schwerpunktmäßig vom Unterwegssein.
Barker's zumeist rhythmisch gitarrenbetonte Mid- bis Up-Tempo-Stücke werden ergänzt durch manch gefühlvolle Ballade. Wenn man den musikalischen Kosmos von Barker erstmals kennenlernen will, dann kann man "Tuesday" oder "Everywhen" anspielen. Ihre Musik aus dem Folk und Countrybereich ist aber mit jedem Stück Überzeugungsarbeit des Genrespektrums.
Reisen und Emigration sind relevante Themen für Emily Barker's Geschichten. Sie handeln von selbst Erlebtem und auch von Recherchiertem. Die Australierin Barker -  Holländische Vorfahren hatten sch einst nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Australien eine Existenz aufgebaut - lebte einige Zeit in England und travelte in Europa und Südamerika, bevor sie über ihr  längeres Umherreisen wieder nach Australien zog.  "Dear River" bezieht sich mit seinem Konzept auch auf den australischen Blackwood River, dessen Existenz und zeitweilige Nähe auf Bakers Leben eine prägende Wirkung hatte.  Zur gedanklichen Auseinandersetzung mit Reisen gehört für die Musikerin auch das, was Heimat bedeutet, nicht nur Exil und das Gefühl des Entwurzelt seins. Insgesamt ist das Ganze natürlich eine Beschäftigung mit Selbstfindung. Inspiration für das Album kam dann noch von der Musikerin PJ Harvey und speziell deren "Let England Shake". 
Nach eigenständig produzierten Alben ist Braker jetzt in Zusammenarbeit mit einem Label und hat mit dem Produzenten Calum Malcolm und ihrer Band einen entscheidenen Schritt in der musikalischen Weiterentwicklung vollzogen. Und in Kollaboration mit Frank Turner ist sie dabei gelegentlich zusätzlich auf den Spuren von Duettklassikern von Musikduos, namentlich beispielsweise Lee Hazlewood und Nancy Sinatra. Insgesamt eine kraftvolle, reichhaltige kleine Scheibe ist "Dear River".

Emily Barker& The Red Clay Halo
"Dear River", 2013

www.emilybarker.com
veröffentlicht: www.melodiva.de

Saturday, March 29, 2014

Folkdays aren't over II - Nordisches: Musik aus Schweden mit Ulrika Bodén Band " Kärleksånger Folk Love Songs"  und Lisa Lestander  "Songs From The North"

Volksmusik - "Folk Love Songs"

Hilda Gunborg Ulrika Bodén sammelte längere Zeit Material für die CD "Kärleksånger Folk Love Songs" und stellte Melodien, Texte, Fragmentarisches und eigene Ideen für diese Produktion bestehend aus schwedischen Volksliedern, zusammen. Es sind Liebeslieder unterschiedlicher Zeiten und Regionen. Bodén bezog für die Aufnahmen dieses Albums traditionelle Instrumente wie die Harfenzither oder die Flöte Härjedalspipa mit ein. Die Musikerin veröffentlicht seit ca. 20 jahren mit unterschiedlichen Bands und geht gerade mit dem Musikprojekt "Kärleksånger Folk Love Songs"  zurück in die Musikgeschichte. Wer hierzulande nicht schwedisch spricht hat erst einmal einfach den Klang dieser Sprache, die liebliche Stimme von Ulrika Bodén  und den Sound von traditionellem Liedgut. Dies klingt tatsächlich einigermaßen interessant und hat zudem den Faktor des noch nicht überstrapaziert Bekannten. Die CD besteht allerdings, wenn man sich das genauer anhört, größtenteils aus eher überkonventionellem skandinavischen Text- und Liedmaterial. Manch Schönes wie "Tusend Löften" oder "Bröllopskväde Från Gotland" ist zu entdecken und eben die schwedische Folkmusic. Ulrika Bodén versteht jedenfalls das traditionsreich Musikalische vom Kitschigen noch fernzuhalten und schwedische Kulturgeschichte festzuhalten und einem Publikum nennenswert vorzustellen.
Ursprünglich war die schwedische Folklore rein vokalistisch. Entstanden beim Volk der  Lappen, auch Samen genannt. Was einmal Hirtenmusik war, wurde zu Hausmusik von Bauern mit Instrumentalbegleitung praktiziert, speziell mit in Schweden entwickelten Instrumenten gespielt.

Jazz, Folk, Artsong -"Songs From The North"

Mit "Songs From The North"  hat Lisa Lestander fast vergessenes Liedgut aus dem frühen 20-igsten Jahrhundert des nördlichen Schweden aufgenommen. So findet Lisa Lestander sich in der noch weniger bekannten geschichtlichen Tradition der Musik Skandinaviens. Lestander, eine am Konservatorium ausgebildete Sängerin, präsentiert sich zudem als Pianistin und spielte mit Jonas Knutsson am Saxofon und Mats Öberg an Synthesizer, Klavier und Mundharmonika  "Sånger Från North" ein. Das ist Musik mit Anklängen aus Jazz, Folk,  Artsong und Klassik. Die drei Musiker stammen aus dem hohen Norden, aus Umeå, und haben Liedmaterial aus den Archiven der Regionen Västerbotten, Norrbotten und Lappland zutage gefördert und davon Adaptionen und Interpretationen wieder hörbar gemacht. Von leise besinnlich, sparsam volkstümlich bis atmosphärisch kunstliedhaft spannt sich das musikalische Spektrum. Wer schwedisch gesungenes Liedgut will, kann hier fündig werden und wird mit anspruchsvoller Musikkultur bedient. Es ist Musikalisches für ruhigere Stunden und Gemüter. Wer des Schwedischen nicht mächtig ist, erfährt aber nicht gleich so einfach, wovon die Songs handeln, da im Booklet keine Übersetzung ins Englische oder Deutsche ist. Lisa Lesanders Aktivitäten in Umeå sind insgesamt breiter gefächert und so hat sie auch die Frauen-Gesangsgruppe Kraja in der Tradition des schwedischen Folksingings.



www.lisalestander.se
www.ulrikaboden.se

veröffentlicht: www.melodiva.de

Wednesday, March 26, 2014

Plastikdeko
Naturstück

Fotos:  © Tina Karolina Stauner

Tuesday, March 25, 2014

Farbflächen wirken als Farbflächen wirken als Farbflächen, nicht mehr und nicht weniger? - Marcia Hafif

Weil mich in meiner eigenen künstlerischen Arbeit die Farbflächenmalerei seit langer Zeit beschäftigt, ging ich auch besonders interessiert auf die Weke von Hafif zu.
Die vielleicht allerruhigste Art der Malerei, die auch Hafif betreibt, kann faszinieren in der Schönheit der Monochromie und des Minimalismus.
Es geht nur um Farbflächen und Oberflächen: bei dieser Malerei ist unter anderem "Grundsätzliche Malerei" ein entscheidender Begriff. In diesen Bilderserien folgt eine Bildtafel der nächsten Bildtafel in systematischer Erkundung durch Formate, Bildträger, Farbmaterialien, Malwerkzeugen und Technik.
Werke der 85-jährigen  Amerikanerin Marcia Hafif sind in Ausstellung in der Galerie Rupert Walser:
Marcia Hafif: 13.09.2013 - 26.04.2014


- Sea Garden, 1990 Installation view Galerie Rupert Walser,
München 1990
- Enamel on Wood, Taupe 4008, Paris 1991
Lack/Holz, 140 x 140 cm
Galerie Rupert Walser:  www.rupertwalser.com

Nähere Informationen über die Arbeit der Künstlerin: www.marciahafif.com

Grafik: Tina Karolina Stauner

Sunday, March 23, 2014

Foto: Klangforum Wien

Neues von den Komponisten Aureliano Cattaneo, Beat Furrer und Martin Smolka - Musik von durchaus ruhelosen Geistern


Uraufführungen von Musikstücken (entstanden im Jahr 2013) gab es bei der Musica Viva in München kürzlich zu entdecken. Neben den großen Namen im Konzertsaal in der Residenz  mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Peter Eötvös, der eigene Weke und Komposition von Wolfgang Rihm und Helmut Lachenmann dirigierte, wurden im Februar 2014 in der Muffathalle auch kapriziöse Stücke  für kleinere Besetzung von Aureliano Cattaneo, Beat Furrer und Martin Smolka vorgestellt.

Ein Weile Zeitlosigkeit - Aureliano Cattaneo

Basierend auf der schon einige Jahre existierenden,  vorhergehenden Violinkonzert-Fassung für Orchester, schrieb Aureliano Cattaneo ein anders gefärbtes Violinkonzert für Instrumentalensemble, bei der der Part der Solovioline aber gleich blieb.  Insbesondere die Qualität vom Ensemble des Klangforum Wien brachte dieses höhenbetonte Violinstück zur Geltung. Dirigent war Beat Furrer und  Sophie Schafleitner agierte als Violin-Solistin. Besonders fein wirkte die Backingarbeit der Harfinistin Virginie Tarrête und vor allem auch die des Pianisten Florian Müller. Um solche musikalischen Spannungsfelder ging es dem Komponisten Cattaneo. Romantizismen und Egozentrismen  im Violinspiel von Schafleitner wirkten eher zeitlos als wirklich am Puls der Zeit. Was aber durchaus auch etwas an Reiz hatte. Es war Musik, die Einbildungskraft und Geheimnisvolles exponierte. Mit dem Violinkonzert von Cattaneos konnte man so etwas wie vorübergehend irgendwo ins Zeitlose driften, wenn man es wollte.  Cattaneos kann aber auch avantgardistisch entschlossen kantiger, wenn er will. Aureliano Cattaneo studierte in Mailand und hat neben seiner Arbeit am eigenen Werk nun eine Professur in Barcelona.

Maniristische Gratwanderung - Beat Furrer

Beat Furrer komponiert gern das sogenannt Zersplitterte in seiner eigenen musikalischen Arbeit. Warum er sich mit "Canti della tenebra" für die Vertonung von Gedichten von Dino Campana entschied, einem als  verrückt deklarierten Aussenseiter, einer tragischen Existenz, fragte ich mich. Und auch die von ihm gewählte Sängerin für die Aufführung des Stücks zeigte sich als ein höchst exzentrisches Geschöpf: eine norwegische Sopranistin, und bei anderer Gelegenheit auch Jazzsängerin, mit Namen Tora Augestad. Mit schwarzen Augenbrauen und Wimpern und blonem Langhaar stand sie im giftgrünen, schmalen Kleid auf der Bühne, sich in übersteigerten Manirismen schrill ergehend. Der Dichter Campana, der zur Zeit des Futurismus lebte und schrieb, führte mich aber mit seinem literarischen Material eher zum Denken an Symbolistisches als zu Futuristischem oder Expressionistischem, wie im Programmheft genannt. Ich dachte immer wieder an Porträts von Egon Schiele, schimmernde Farbmosaike von Gustav Klimt, merkwürdige Gemälde von Odilon Redon, aber Futuristisches kam mir nicht in den Sinn. Ich konnte es in Furrers Vertonung nicht finden, nicht in den Texten, nicht in der Komposition, nicht in der Interpretation des Klangforum Wien. Man könnte auch wieder einmal in die literarische Welt Georg Trakels gehen, meinte ich schließlich. Immer wieder in solche Vergangenheit der Kunstgeschichte geriete ich beim Zuhören. Auch Claude Debussy und Gustav Mahler waren diesem Musikstück von Furrer so fern nicht. Avantgardistisches jedenfalls geht eigentlich anders.  Doch ich mochte es durchaus, an Vergangenes erinnert zu werden. Eine Gratwanderung war Furrers "Canti della tenebra", die auf Vergangenheit genauso wie Gegenwärtiges verwies und eine immerhin höchst eigene Klangwelt für sich darstellte. Der Schaffhausener Dirigent und Komponist Beat Furrer ist Gründer und Leiter des Klangforum Wien und hat derzeit eine Professur in Graz und Frankfurt am Main.

Repetitiv,ziseliert und gebrochen - Martin Smolka

Ein sehr sprödes kleines Werk für Streichsextet betitelt mit "Rinzai and St. Francis  watch yellow autumn leaves floating down the river" komponierte der Prager Martin Smolka. Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks näherten sich dabei einerseits der Dynamik des Minimalismus von Steve Reich an, waren aber immer wieder andererseits in völlig versiegenden, zerbröselnden Klängen. Smolka mag bizarre Sounds. Entwickelte den "konkreten Sonorismus" mit Instrumentalklängen wie Alltagsklängen. Mag das Gebrochene, wenn es gleichzeitig höchst konstruiert klingt. Und er sagt: "Poesie hilft...". Mit dem Streichsextet verband Smolka das Bild von Abendsonne und den Worten: "autumn / yellow leaves / serene river floating through woods and meadows / here and there on the smooth surface - a leaf / two monks sit silently / watching water /yet Thoreau / could come" Anders als die Abendkonzerte von Aureliano Cattaneo und Beat Furrer wurde Martin Smolkas Musik bei einer Matinee präsentiert. Blendendes Tageslicht fiel dabei schräg durch Seitenfenster in den abgedunkelten Konzertraum und ließ das Ganze prosaisch wirken. Es war eher schwierig zuzuhören, doch hatte die eigenwillige Smolka-Komposition dafür eine recht nachhaltige Wirkung. Smolka wurde in Prag ausgebildet und unterricht jetzt in Brno zusätzlich zu seiner Komponistentätigkeit.

07.02.14 Muffathalle München
Aureliano Cattaneo
Violinkonzert, 2013
 Klangforum Wien
Beat Furrer
"Canti della tenebra", 2013
 Klangforum Wien
09.02.14 Muffathalle München
Martin Smolka
 "Rinzai and St. Francis  watch yellow autumn leaves floating down the river" , 2013
Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

www.martinsmolka.com
www.aurelianocattaneo.com
www.klangforum.at

veröffentlicht: www.kultura-extra.de

Saturday, March 22, 2014


Architekturdetails München, 2014
 © Tina Karolina Stauner

Sunday, March 16, 2014

«Die zeitgenössische Musik ist nicht bloß ein ästhetisches Phänomen. Mit ihren Netzwerken, Treffpunkten und internen Gruppenbildungen markiert sie zugleich auch einen sozialen Raum, in dem sich bewegt und handelt, wer neue Musik komponiert, aufführt oder rezipiert. Was aber macht diesen Raum aus? Welche Handlungsmuster und -optionen charakterisieren ihn? Gibt es typische Merkmale und Verhaltensweisen im Feld der zeitgenössischen Musik – und was sind deren ökonomische und soziale Rahmenbedingungen?» (Böggemann, Markus, «Soziotop neue Musik:, oder: Was machen wir hier eigentlich?» , Neue Zeitschrift für Musik)

Saturday, March 15, 2014

Folkdays aren't over

Richtung Frühling und für jeden Tag einen hübschen Folk Song. Neuerscheinungen aus der Folkecke machens möglich. Also mein schon immer bestehendes Faible für Folk wieder mal hochhalten? Wie sprießende Blätter und Blüten tauchen gerade jetzt wieder auch manchmal geradezu entzückende Folksongs von neuen Songwritern und Bands überall auf. In der seit ca. 100 Jahren existierenden Folkbewegung entstand in den 1960er Jahren Folkrock und eine inhaltlich auch politische und sozialkrische Bewegung. Heute geht es im Neo und Indie Folk meist mehr um nette, private Befindlichkeiten als um Gesellschaftskritisches, das aber doch, wenn auch oft nur andeutungsweise, vorhanden ist. Einige Folk-CDs habe ich gerade in der engeren Auswahl. Die beste Einspielung davon stammt von Mighty Oaks und heißt "Howl".

 

Mighty Oaks - Großstadt, Naturverbundenheit und holziger Folk Sound

Mighty Oaks haben die Berge und Wälder Amerikas als Coverdesign von "Howl" und die Großstadt  Berlin als Wahlheimat genommen. Aus dem Nordwesten Amerikas, aus England und Italien stammen die Musiker Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzelli und haben nun in Deutschland eines der besten Folkalben dieser Tage herausgebracht. "Howl", das ist sehr schön bewandert sein auf akutischen Saiteninstrumenten, und besonders prägnant ist auch das wenn auch nicht harte, aber dafür immer wieder treibende Schlagzeug und der mehrstimmige Gesang. Das gehört zwar zum Gros des Indie Folk, ist aber bei "Howl" unverwechselbar und klingt nicht zu sehr epigonenhaft, auch wenn beispielsweise schon auf Neil Young oder Fleet Foxes verwiesen wird. Und eine Verwandtschaft zu etwa The Lumineers beobachtbar ist. Als holziger Folk wird der Sound von Mighty Oaks also übers Label angekündigt. Die Mighty Oaks lieben die Natursymnolik und spielen mit Romantizimen, die aber eben nicht überbordend sind. Dem ruhig Kontemplativen, manchmal Melancholischen folgt immer sowas wie Frohsein. Und Natürlichkeit ist Hauptdevise. Wirklich jeder Song der CD wirkt dabei Könnerhaft.  Da ist  beispielsweise das feine "Captains Hill" oder das sachte "When I Dream, I See". Mighty Oaks stellen gleich mit ihrem Debut "Howl" eine kleine Größe in der aktuellen Folkszene dar.

Mighty Oaks
"Howl"
www.mightyoaksmusic.com

Sommer fast vorbei. Jazz and Country goes Pop - eine deutsche Band  ganz amerikanesque: Hanna Köpf mit "Lonley Dancer"

Jazz und Country goes Pop mit "Lonely Dancer" von Hanna Köpf In Köln. Für das Album werden  auch typisch amerikanische Instrumente wie Steel Guitar und Dobro gekonnt eingesetzt. "Lonely Dancer" ist eine authentische Mixtur aus Folk, Country, Jazz, Gospel und das mit einer Idee Pop. Songs sind das von Roots wissend und Swingendes kennend, die die Musikerin mit Kölner Jazzern eingespielt hat. Das ist sinnliches Liedgut von feinster Machart. Lieder, die von Hoffnung erzählen, aber nicht zu wenig auch Melancholie spüren lassen. Und unprätentiös wie das Ganze ist, darf es auch sein, weil musikalisches Können und Wissen überzeugen. Nicht allzuviele deutsche Musiker kommen dem Feeling von amerikanischem jazzigen Country und seinen diversen Variationen und Spielarten wirklich und überzeugend nah. Hannah Köpf allerdings gelingt das. Und das auf eine hübsche, facettenreiche  Art, die eventuelle, gelegentliche Popnähe nicht oberflächlich macht, weil immer doch auch wieder raue Roots spürbar sind. Erarbeitet hat Hannah Köpf das Album hauptsächlich mit dem Multiinstrumentalisten Tom Dudek. Und gelernt hat sie nicht nur im Studium, sondern auch von der Musik von Joan Baez und Juni Michell. Mit natürlichen, selbstbewußten, direkten Songs, die dem amerikanischen Songwriting stark verwandt sind, präsentiert sich "Lonly Dancer" als Kleinod.




veröffentlicht: www.culturmag.de

Thursday, March 13, 2014


Fensterfrontspiegelung, Architekturdetails München 2014
© Tina Karolina Stauner

FOTO-COLLAGEN-PROJEKTINFO: CUT-UP-Reportage und -Montage - collagenformatige Fotodokumentation: journalistisch-künstlerische Beobachtungsskizzen

Foto-Abzüge sind in diversen Größen zu haben und auch nach individuellem Auftrag und spezieller Absprache erhältlich. Preise auf Anfrage per mail: tinakaro@arcor.de 
Ein exemplarisches Collagen-Set und Infos hier: www.foto-collage-tks.blogspot.com
 

Tuesday, March 04, 2014

Kleiner Überblick über Frauen im Jazz: aktuelle CDs von Isabel Sörling Farvel, Shoot The Moon und Hanna Paulsberg Concept - Drei neue Formationen, die von Frauen bestimmt werden

Minimalismus ist das Terrain der Jazzer Isabel Sörling Farvel mit Auslotung über  Genregrenzen in Free Jazz, Improvisation, Art Rock, Folk bis zum Bereich der Neuen Musik. Vokale Experimente und Atonales bilden Hauptmerkmale der Musik der Formation, die aus Stimme, Saxofon, Trompete, Piano, Bass und Schlagzeug besteht. Von fargilen, leisen Passagen, bei denen einzelne Instrumente  und der Gesang von Sörling sparsam eingesetzte Mittel sind, wird gewechselt in vollinstrumentierte, überbordende Grooves. Vom Unterkühlten und Zerklüfteten wird der Bogen gespannt in wild ekstatische Klangformen.
Betont ist allerdings insgesamt das Minimalistische, Sachliche, Nüchterne, was den Gesamtcharakter der 2013 von Isabel Sörling Farfel herausgebrachten CD prägt und deren Qualität und Eigenwilligkeit ausmacht, die sie vom Gros der Veröffentlichungen im Jazzsektor abhebt. Etwas spröde und unnahbar wirkt das Ganze und nimmt dann doch teilweise immer wieder packend in manche Parts der Stücke mit hinein.
Die schwedische Sängerin Isabel Sörling kann ihre Stimme fein Solistisch wirken lassen oder ins Musikalische einordnen beinahe wie ein Musikinstrument klingend. Wem Carla Bley oder Sidsel Endresen vertraut sind, wird auch Isabel Sörling Farvels Sound nicht zu fremd sein. "...don't say that I've been away / cause you don't know where I've been today..." singt Sörling und für weltoffene und freigeistige Menschen ist Sörlings Experimentieren und Stimmspielerei auch nichts zu Sperriges oder Abseitiges , sondern Jazz vom best Zeitgemäßen. Die fünf Mitmusiker Kim Aksnes, Otis Sandsjö, Henrik Magnusson, Alfred Lorinius und Carl-Johan Groth verstehen es aufs Einfühlsamste der außergewöhnlich spannenden Jazzstimme Sörlings die richtige Ebene und den großzügig geigneten Spielraum zu geben. (Unit Records)

Shoot The Moon heißt eine Berliner Jazzformation, in der die beiden Musikerinnen Almut Schlichting (Saxofon) und  Winnie Brückner (Stimme) eine entscheidende Rolle spielen. Zusammen mit Tobias Dettbarn (Klarinette), Sven Hinse (Bass) und Max Andrzejewski (Schlagzeug) crossovern sie den Jazz. Bluesige und jazzige Songs, die einen sowohl ganz alltäglichen, als auch abgehoben literarischen Lyrikkosmos kreieren, bringen in durchaus angenehme Laune und sind doch nicht einfach nur Mainstreamware. Almut Schlichting spielt bei  mehreren Gruppierungen mit und ist auch Komponistin, die sich zudem zusätzlich an Theaterprojekten beteiligt. Auch Winnie Brückner hat noch musikalische Parallelkonzepte zu Shoot The Moon. "Big Black Dogs", die dritte CD der Band, spielt sich in einem Bereich ab, der durchaus im eingängigen Songwriting  ist einerseits, und doch auch zum zeitgenössischen Jazz gehört. Ein gutes Maß an Retro-Pop, folkloristischen Elementen und einen Touch Klassik weist das musikalisch ins verquere tendierende  Jazzkonzept der Band auf.
Bestens geeignet für Sommersonntage in Berlin, meinen Shoot The Moon. Doch auch an kalten Tagen und überall lässt sich mit "Big Black Dogs" eine Brise Idylle in den Tag holen. Auch etwas für magische Fische und nicht nur schwarze Hunde soll "Big Black Dogs" sein. Eine hohe Dosis Kaffee kann zur Musik immerhin nicht schaden, sagen wir mal ganz besonders in nächtlichem Ambiente von geheimnisvollem Grün. Dann kommen die warmen Grooves und die imaginative Improvisation manch bizarr schillernder Songs jedenfalls zur totalen Geltung. Musik für fantasievolle Seelen und unruhige Geister immerhin. (Wismart)

Das Hanna Paulsberg Concept aus Norwegen bewegt sich mehr im Traditionalistischen als im Avantgardistischenen des Jazz. Interpretiert wird Jazz, wie er schon seit einiger Zeit wohlbekannt ist, aber das eben auf eine durchaus erfrischend klingende Weise.  Melodisch swingend Improvisatorisches ist Kennzeichen des Konzepts der Band und wird auch auf der aktuellen CD "Song For Josia" umgesetzt. Eher sanft, pastös, zart und locker sind die Saxofonmelodien und der gesamte Sound der Band passt sich dem entsprechend an. Hanna Paulsberg, als studierte und tendenziell erstklassige Saxofonistin, kann sich auf die kongeniale Mitwirkung verlassen von Trygve Fiske am Bass, Hans Hulbækmo an den Drums und Oscar Grönberg am Piano. "Song For Josia" ist Musik für entspanntes Hören, die bei Gesprächen, neben der Arbeit und auch bei Ruhepause keinesfalls irritiert, sondern mit fließend Energetischem und minimalistischen Momenten immer Backing sein kann. Anspieltip, um das Saxofon von Hanna Paulsberg mal kurz anzutesten, ist das zweiminütige "A Coat Of Many Colors". Wer mehr will von Paulsberg, kann zwei CDs des Hanna Paulsberg Concepts entdecken. Und Paulsberg ist noch aktiv mit dem Frauentrio Gurls, mit Torstein Ekspress und mit Trondheim Jazz Orchestra. Sie beginnt sich gerade als Instrumentalistin und Komponistin in der Jazzszene zu behaupten. (Øra Fonogram)

www.isabelsorling.com
www.hannapaulsberg.com
www.shootthemoonberlin.de

veröffentlicht: www.culturmag.de www.aurora-magazin-at