Sunday, August 27, 2006

Wolf Eyes & Anthony Braxton "Black Vomit" 2006

Anthony Braxton, der in der Spannweite von Improvisation, Jazz, Free Jazz, Orchestermusik arbeitet, der seit den 60er Jahren veröffentlicht, der Professor ist, und auf "Black Vomit" die Freiheit seiner Saxophonmelodie über den Klanglärmwänden der jungen Band Wolf Eyes, die darunter wie die Architektur eines Verlieses wirken. Aufgenommen live beim Victoriaville Festival 2005.

Bei dem Albumtitel "Black Vomit" denke ich unvermittelt an Bilder von Gottfried Helnwein: "Antonin Artaud" (1989), ein Porträt in rosa Pastelltönen, das Artaud zeigt, der eine schwarze Masse ausspuckt wie eine Sprechblase.

Saturday, August 26, 2006

Wolf Eyes
- "Dead Hills" (2002)
- "Stabbed In The Face" aus "Burned Mind" (2004)
- "The Driller" (2006)

Klangmaterial aus Geräuschen, Lärm, Minimalismusstrukturen. Hergestellt u.a. mit Electronics, Cassettenloops, Gitarren, verfremdeten Gesangsparts.
Weiterführung von Industrial, wie von "This Heat"begonnen in den späten 70ern als Terrain genutzt zu werden, in Industrial-Hardcore-Noise. Geprägt und beeinflußt von den Musikszenen Detroits und New Yorks.
Songs als Musikstreifen, die zerstörendes und selbstzerstörerisches Gefühlspotential widerspiegeln, wie es latent vorhanden ist oder sich in Form von Gewalt zeigt in dieser Welt. Nicht vordergründig die Vertonung von äußeren Bildern sondern eher Auslotung von inneren Zuständen. Emotionswelten von Tätern und Opfern wie ineinandergespiegelt. Daraus entsteht eine treibende, positive Kraft. Kulturelle Gegengewalt gegen reale Gewalt.
(Bild: von website Wolf Eyes)

Wednesday, August 23, 2006

Carlos Reygadas "Battle In Heaven" (2005, Mexiko)

Im unprätentiösen Monopol. Nur ein paar Kinobesucher.
Der Film purer, ungeschönter Realismus in Bild und Ton. Formen der Lethargie mutieren zu Dekadenz, Gewalt und Wahn. Ein gnadenloser Blick durchs Objektiv, wie ihn auch viele nicht akzeptieren und sehen wollen. Dabei werden Strukturen bloß- und offengelegt, gesellschaftliche, emotionale. Das gefällt so manchen nicht. Doch genau dorther kommt die Qualität und Wichtigkeit von "Battle In Heaven".
(Foto über Neue Visionen)

Sunday, August 20, 2006

Jeffrey Foucault "Ghost Repeater", 2006

Ich sitze in der Münchner Innenstadt und trinke einen Espresso. In einem pinklilafarbenen Treppenhaus kommt man auf einer Wendeltreppe hier her in den 5. Stock in die Räume des Café Glockenspiel. Als ob es in dieser Stadt doch Orte gäbe, die ich wirklich mag.
In meinem CD-Player habe ich in diesen Tagen "Ghost Repeater" von Jeffrey Foucault dabei. Ein Freund aus einer nahen Kleinstadt hatte mir dieses Album mit einigen weiteren, neuen Americana-CDs geschickt. Ich laß mich von der Stimmung der Foucaultschen Folk- und Country-Songs beeinflussen. "...They put me off outside of town / A cold black rain was falling down / I lay my head on the red clay ground / And slept for a thousand years / I woke into a feverdream / Where silence talked and money screamed / And nothing was but only seemed / And no one seemed to care..." (aus "Train To Jackson") Es ist lang her, daß ich draußen auf'm Land war. Das Gefühl dafür ist mir vor Jahren abhanden gekommen. So lasse ich mich momentan von Foucault dahin zurückbringen. Er kommt aus dem Mittelwesten Amerikas. Ein traditioneller Singer/Songwriter, der einen authentischen Blick ins ländliche Leben der Staaten vermittelt, aus der Sicht eines intellektuellen Beobachters. Ein besonderes Gespür für Einfachheit, Klarheit, Leichtigkeit ist in seinen Songs, die zwar stark mit Coutrymusik zu tun haben, doch andererseits nie pathetisch werden sondern coole Transparenz vermitteln. Eine Art klarsichtige Melancholie. Die der Produzent Bo Ramsey, der auch z.B. für Lucinda Williams arbeitete, mit zu schaffen vermochte. Selten hört man Acoustic Guitar, Pedal Steel Guitar, Resonator Guitar, Weissenborn in solcher Qualität. In "One For Sorrow" wird auf Tom Petty verwiesen, dessen aktuelle Solo-CD "Highway Compagnion" auch einige schöne Songs mit schnörkelloser Gitarrenarbeit enthält . Ich spreche hier von Menschen, die Rückbesinnung und Tradition ins Bewußtsein bringen wollen. Und kleine Weisheiten. "...And my dreams came to me waking / On the cobbles in the rain / Maybe nothing is forever / Nothing is in vain..." (aus "One Part Love").
Es geht nicht darum irgendwo hinzugehören oder dazuzugehören, sondern um die klassische, zeitlose Position als einzelner Geschichten erzählen zu können. Auch und gerade in oder nach der Postmoderne.
"Ghost Repeater" werden Mainstream-Radiostationen ohne persönliche Moderation genannt. Jeffrey Foucault arbeitet am Gegenteil dessen, an der Kraft und am Mut zu völliger Individualität im Spektrum zwischen abgründiger Einsamkeit, lakonischem Pessimismus und echter Lebensfreude. Doch vielleicht Momenten der Idyllisierung eine Spur zu nah.
Informationen: www.jeffreyfoucault.com
(Foto: Sandy Dyas)

Wednesday, August 16, 2006

Kim Ki-Duk - "Hwal - Der Bogen" (2005, Südkorea) -
Münchner Filmkunstwochen 2006

Idyllen bestehen nicht. Wohl jede poetische Welt ist ein magischer Raum für sich, der zerstörbar ist von außen.
Eine kleine Geschichte. Kaum Handlung. Ein alter Mann hat ein Jahrzehnt lang ein Mädchen aufgezogen, erzogen, mit ihr auf einem Fischerboot lebend. Ein Ort des Buddhismus. Kontakt zur Außenwelt besteht nur durch Fischer, die sich gelegentlich zum Angeln auf dem Boot aufhalten. So stören sie die harmonische, wortlose und besondere Beziehung der beiden Bootsbewohner durch niveaulose, provozierende Wortwechsel und Belästigungen, so dringt aber auch die Wahrheit ein: Es ist an der Grenze zur Perversion, wie der Alte das Mädchen vom normalen Leben fernhält und die Hochzeit plant. Daß es eine wunderschöne, wertvolle Welt für sich ist, in der Traditionen noch Bestand haben und in der außergewöhnliche Fähigkeiten, wie die zum Orakel oder zu Folkmusik auf einem Bogen aufrechterhalten werden sollen, hat langfristig keine Chance in unserer Realität.
Ein grausamesSpiel in schönen Bildern und mit Gefühlen beginnt. Der Bogen, der mit einem Resonanzkörper daran befestigt, Musikinstrument ist, kann auch zum gefährlichen Bogenschießen benutzt werden. Zuneigung wird zu Abneigung, Liebe zu Haß und Brutalität entsteht neben Zärtlichkeit. Als ein intelligenter, sensibler junger Mann bei seinen Bootsaufenthalten das Mädchen in die ganz normale Realität unserer Zeit zu holen beginnt eskaliert die zwischenmenschliche Beziehungswelt, in der auch das Mädchen beginnt die Fäden zu ziehen in scheinbar unentrinnbaren Situation. Es kommt auf diesem engen Lebensraum zu Szenen der Gewalt und Selbstzerstörung bis an die Grenzen zum Tödlichen, genauso wie auch zunehmend zu Bildern purer Schönheit bis über die Grenzen zum Kitsch und rein Pathetischen. Fast widerwillig gerät man in den Sog von übertrieben farbig-schönen Filmsequenzen. Die man als bewußt gesetzte Gegenkraft dazu sehen kann, daß mit Worten und Bildern derzeit oft so umgegangen wird im Kulturbereich, daß man sich auch angewidert abwendet. Geht Ki-Duk zu weit, konfrontiert man sich damit, setzt sich seiner Darstellungswelt aus. Weil er perfekt damit umgehen kann.
Der Junge und das Mädchen sehen vom Beiboot aus das Fischerboot zum Schluß sinken. Damit verschwindet auch das auf die Außenwand nach südkoreanischer Tradition gemalte Buddhabild des buddhistischen Künstlers Jung Byung -Gook, das speziell in den Orakelszenen hinter dem Mädchen auf einer Schaukel als Zielscheibe wichtig war. Und vorher war es in der Filmhandlung wie als theatralische Floskel inszeniert noch einmal um Würde und Bindung gegangen, wie es der Alte gewünscht hatte.
Bleibt die Wirkung der Bilder-, Metaphern-, Gesten- und Symbolwelt Ki-Duks wie eine starke, poetische Insel in unserer Zeit. So ist es auch mit der Filmmusik "Fade Out" und "Soaring", die von dem südkoreanischen Geiger Kang Eun-il stammt und die auf traditionelle Volksmusik Koreas auf einer Fiedel gespielt, einer Haegum, hinweist.
(Foto: von rapideyemovie)

Sunday, August 06, 2006

03.08.06 Taj Mahal Trio, Ampere, München

Wenn man die älteren Herren des Blues live hören will, dann muß man jetzt hingehen solange sie leben. Also gehe ich abends ins Ampere. Das Konzert hat längst begonnen und als ich reinkomme spielt die Band grade einen coolen, glatten Blues zu Ende, den so mancher, ich sage nicht jeder hätte spielen können. Wen geht dieser Blues was an? Mich? Mich nicht, mein erster Gedanke. Ab dem nächsten Stück ist das Taj Mahal Trio dann in Bluesrhythmus, der karibischen Touch hat und in dem afrikanische Einflüsse sind. Etwas Leichtes, Vertracktes, Tanzbares ist darin. Obwohl ich wenig Ethno höre mochte ich aber bei Taj Mahal die Melange aus Weltmusik und Blues immer. Macht Laune und tut gut. Auch mitten in der Nacht scheint da von irgendwoher auf der anderen Seite schräg noch die Sonne herein bei diesen Riffs, Melodien und Rhythmen. Töne vermischt mit Freudesplittern, die auch in pechschwarzen Seelen aufglitzern können, wenn man es poetisch formulieren will. Ich bin mir nicht sicher, ob ich poetisch werden will. Die anderen Zuhörer bringt das Konzert nun zunehmend zum Tanzen und Mitklatschen. Und mir gefällt auch sehr, wie in einem Song jetzt Baß und Schlagzeug lang in einem einfachen, magischen Rhythmusspiel bleiben, das auf die Psyche wirkt. Das ist es, weshalb ich hergekommen bin. Daß ich aber statt auch mitzutanzen anfange analytisch zu denken und auf minimale Verschiebungen im Zusammenspiel von Baß und Schlagzeug zu achten beginne und die extrem sparsame Gitarrenposition , die Mahal dabei einnimmt, ist jedoch total was für's Mentale. Das Taj Mahal Trio ist elitärer Stil, nicht einfach Feeling. Präzise Gitarrenarbeit, exakt bis ins Detail durchgeplante Rhythmusstrukturen. Das, was man tut auf hohes Niveau bringen und ins Elitäre. Darum geht es. Bei einem Bluestrio und anderswo.
Taj Mahal spielt derzeit zusammen mit Bill Rich am Baß und Kester Smith am Schlagzeug. Es gibt von dieser Formation die Veröffentlichung "Live Catch" aus dem Jahr 2003. Für die, denen die Revitalisierung des Countryblues im Zusammenhang mit der panafrikanischen Verbindung von Musikstilen etwas sagt.
Was einem der Blues gibt bei einer gnadenlos analytischen Wahrnehmung, durch die man in einem solchen Bluestrio dann Studien des Minimalismus nachgehen kann, muß man selber wissen.
Mich geht der Blues vom Taj Mahal Trio doch was an.
(Foto: Tradition & Moderne)

Saturday, August 05, 2006

"Zurück zur Figur - Malerei der Gegenwart", 2006, Hypo-Kunsthalle München

"Seit gut zehn Jahren läßt sich in der Kunst weltweit ein Trend zum Figurativen, zum Gegenständlichen verfolgen."
"Die beiden großen Linien der Moderne, Abstraktion und Figuration, verliefen immer parallel, letztere jedoch wurde bereits unzählige Male für tot erklärt. Der Titel der Ausstellung 'Zurück zur Figur' meint keineswegs eine Zurückwendung oder gar einen Rückschritt zu überkommenen Modellen. Vielmehr will er Anregung sein, darüber nachzudenken, ob es analog zum 'Retour à l'ordre' in den 1920er Jahren auch heute gesellschaftliche Verunsicherungen gibt, die Auslöser für den figurativen Trend unserer Gegenwart sind."
(aus der Information zur Ausstellung)

Im Zentrum der Ausstellung ein großer, hellgrauer Raum, der wie ein Kraftfeld wirkt mit Bildern von Maria Lassnig, Eric Fischl, Johannes Grützke, Lucian Freud, Norbert Tadeusz, Jenny Saville, neben denen noch einige weniger Nennenswerte platziert sind.
Ein Raum mit dargestellten nackten oder kaum bekleideten Körpern, auch Porträts, viel Haut, Fleisch. Der Mensch und seine jeweils ganz persönliche Situation und Befindlichkeit. Mehr nicht. An der Wandtafel der Text: "...Das derzeit so große Interesse der Künstler am Porträt genauso wie am Körperlichen und auch Seelischen läßt sich sicherlich darauf zurückführen, daß die Welt in einer labilen Übergangsphase steckt, dem noch nicht abgeschlossenen Wechsel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft. Die hier gezeigten Bilder von nackten Körpern gezeichnet von Krankheit, Alter, Schmerz oder Angst stehen dabei in krassem Gegensatz zur alltäglichen Bilderflut der perfekt gestylten Menschen, die Medien und Werbung im Zeitalter von Anti-Aging und kosmetischer Chirurgie verbreiten."
An einer Wand fällt als erstes das übergroße Gemälde von Jenny Saville auf, das einen Menschen zeigt, der Frau zu sein scheint mit männlichem Genital. Selbstbewußter Gesichtsausdruck. Und man sieht im Bildvordergrund direkt zwischen die Beine. Die Farbkomposition in hellweißbeigen Farbtönen bis ins Grelltürkisfarbene. Viel Oberflächlichkeit sowohl in der groben Spachteltechnik des Farbauftrags als auch in der Darstellung. Ein Mensch, der sich einfach gerne nackt zu zeigen scheint. Doch so kräftig und wuchtig präsent, daß es mehr als nur Pose ist. Daneben ein sehr kleines Porträt von Lucian Freud in beigerosagelb Tönen in einem bronzefarbenen Reliefrahmen. Unspektakulär und klassisch gemalt hat es jedoch keine geringere Wirkung als das riesige Savillegemälde.
Auf der gegenüberliegenden Seite eine Arbeit von Maria Lassnig. Vor weißem Bildhintergrund Gesicht und Oberkörper einer Frau, die Oberkopfpartie fehlt. Die Frau hält ein Glas in der Hand. Den Mund hat sie leicht geöffnet, so daß die dunkle Mundhöhle zu sehen ist. Stechendtürkisfarbene Augen, in denen grausames, schreckliches Wissen zu sein scheint, blicken leicht nach oben. Etwas macht das Bild zum Ausdrucksstärksten der ganzen Ausstellung. Auf dem Glas zeichnet sich die Form X ab.
Weitere Szenen, mit denen man von Fischl, Tadeusz und Grützke konfrontiert wird, sind in klar definierten Räumen, einem Bad, einem Atelier, einem Zimmer mit Holztisch und -möbeln. Und nur der Mensch in verschiedenen privaten Situationen, beim Duschen, beim Rasieren, auf einem Sessel kniend oder darübergebeugt oder in extrem manirierter Körperhaltung. Jeder für sich in einer mehr oder weniger alltäglichen Pose, die Assoziationen zuläßt oder einfach nur für sich steht. Einige weitere daneben ausgestellte Arbeiten erwähne ich nicht, beschreibe ich nicht, da sie nebensächlich bleiben. Für mich besteht das Kraftfeld aus genau den genannten Gemälden.
Vor dem Bild von Maria Lassnig sagt gerade eine Frau in Flüsterton: "Ihre Zeit ist abgelaufen." Körper sind vergänglich. Und durch körperliches Funktionieren und Agieren sind wir mitten im Leben präsent. Allerdings für einen begrenzten Zeitraum, diese Gedanken gehen mir in dem Moment durch den Kopf.
Noch einmal im einzelnen die für mich relevanten Arbeiten:
-Eric Fischl - "Bathroomscene #2", 2003, Öl auf Leinwand, 182,8 x 274,3 cm. Ob das Paar, das im Badezimmer eines Mies van der Rohe-Hauses abgebildet ist, wirklich nur beziehungslos nebeneinander lebt, wie im Katalog vermerkt, ist fraglich. Vielleicht ist jeder am Morgen einfach nur für sich, so wie er gerade ist.
-Lucian Freud - Head Of A Naked Girl", 1999-2000, Öl auf Leinwand, 43,8 x 33,5 cm. Das Mädchenporträt, realistisch, ungeschönt, zeigt bloßes Gesicht, kein Hinweis auf Ort oder gesellschaftliche Stellung. Die Aufmerksamkeit scheint gleichsam auf die Psyche des Modells gelenkt, aus der Wirkung und Spannung kommt, obwohl man eigentlich nur blonde, kurze Haare sieht und einen grauen Blick etwas nach unten und verschlossenen Gesichtsausdruck.
-Johannes Grützke - "Schwert umgürten und los", 2000, Öl auf Leinwand, 200 x 130 cm. Komödiantisch wirkt Grützke, wie er sich da selbst abbildet, in merkwürdiger Haltung, auf einem Tisch kauernd, das Gesicht verzerrt. Er trägt seine üblichen weißen Hosen, weiße Schuhe, die Haut des entblößten Oberkörpers ist gelb, das Gesicht rot. Vor seiner Person stehen ein paar schwarze Stiefel neben einer Büste, bei der der Oberkörper rot, das Gesicht gelb wirkt. Der Pinselduktus, in dem gearbeitet wurde, ist heftig und expressiv. Die gemalte Handlung scheint absurd. Das Dargestellte erklärt sich nicht, nichts paßt so recht zusammen, komisch, verfremdet, dramatisch, verspielt und übertrieben ernst zugleich, wie das Leben so sein kann.
-Maria Lassnig - "Die Sanduhr (Stundenglas)", 2001, Öl auf Leinwand, 205 x 157 cm. Lassnig spricht von absolutem, senkrechtem Farbsehen und vom einzig wirklich Realen, ihren Gefühlen, die sich innerhalb des Körpergehäuses abspielen, physiologischer Natur, wenn es um ihre Malerei geht: "Ich trete gleichsam nackt vor die Leinwand, ohne Absicht...". Die hier präsentierte Arbeit dürfte ein Selbstporträt sein. Stark wirken die Farbtöne rosa, gelb und grün in ihrem Zusammenspiel.
-Jenny Saville - "Passage", 2004, Öl auf Leinwand, 336 x 290 cm. Nur ein entblößter Leib ohne persönliche und soziale Attribute, weder Identität noch Individualität, sondern ein Körper, der für die Hermaphroditität steht. Ist der Blick des Modells, wie im Buch mitgeteilt, verloren und leer? Ich sehe auch so etwas wie Trotz, Eigensinnigkeit über den Mut zu keiner eindeutigen Geschlechtszugehörigkeit. Auch ob es um Zerrissenheit geht, wie behauptet wird, stelle ich in Frage.
-Norbert Tadeusz - "Atelier II", 2002, Acryl auf Leinwand, 190 x 190 cm, "Schwarzer Sessel, Schatten (Testa)", 2002, Acryl auf Leinwand, 150 x 100 cm. Von oben quer auf das Modell und den Atelierboden blickt man in einen Raum, der in seltsam grün-blaues Licht mit starken Schattenstreifen getaucht ist. Wie auf einer Bühne posiert eine nackte Frau, man kann weitere Handlung ahnen , obwohl nicht expliziet auf Geschehen hingewiesen wird, in einem Zwischenreich aus Alltäglichkeit und Theater.
Das ist der Realismus in den von mir ausgewählten Malereien, an der Grenze zum Theatralischen. Weitere Austellungsbereiche, bezeichnet "sachlich - magisch - surreal", "Porträt", "Pop - Crossover - Subkultur", "Alltag - Gesellschaft - Politik" und "Welten - Gegenwelten" blieben für mich marginal. Mich zog es in den hier näher definierten Ausstellungsbezirk "Körper und Psyche".

Gemälde der Künstler auf websites:
www.ericfischl.com
www.ibiblio.org/wm/paint/auth/freud
www.artnet.com/artist/10133/maria-lassnig.html
www.saatchi-gallery.co.uk/artists/jenny_saville.htm
Bild von www.tadeusz.de - Norbert Tadeusz, "Roter Sessel 2", 2000, 210 x 222 cm, eine nicht in der Ausstellung präsentierte Arbeit von ihm.