Wednesday, February 14, 2018

Plattencover-Fragmente  :: Collage © Tina Karolina Stauner, 2018
Fotocollage © Tina Karolina Stauner, 2017

IN BETWEEN... AKTUELLE JOURNALISTISCHE BEITRÄGE VON MIR: TITEL-KULTURMAGAZIN TEXTE BEI TITEL und TEXTEM TEXTE BEI TEXTEM TEXTE BEI TEXTEM und MELODIVA TEXTE BEI MELODIVA und TEXTE BEI KULTURA EXTRA

MEIN DERZEITIGES LITERARISCHES UND KÜNSTLERISCHES PROJEKT:

Project " Four Decades"
Short Stories & Articles
Lyrics & Lyric
Visuals & Stagedesign
Tina Karolina Stauner, 2018

Thursday, February 23, 2017

This is a fragmentary ARCHIVE OF MY JOURNALISTC WORKS and partially info about my activities as an artist and a few links to. I think I'm going to move. I already have some of my journalistic works on some other pages and online in culture magazines. see my link list ME ELSEWHERE etc... more soon...

Saturday, December 03, 2016

ICH BIN JOURNALISTIN, LITERATIN, BLOGGERIN UND VISUELLE KÜNSTLERIN, FOTOGRAFIN, MEDIENKÜNSTLERIN, SZENOGRAFIN

Journalismus und meine Arbeit

Ich bin als Kulturjournalistin recherchierend unterwegs und Beobachterin dessen, was andere Personen, Künstler und Musiker, veröffentlichen auf Tonträgern, in Büchern etc. und aufführen auf Bühnen. Und ich berichte darüber schreibend oder durch Bilder. Oft in Form von Rezension. Auch in Form von Reportagen. Um kurz meine journalistische Tätigkeit definiert zu haben.
Journalismus ist ein durchaus mehr als anstrengender Beruf, aber dafür voller Vielseitigkeit und man lernt natürlich überaus interessante Menschen und deren Arbeit kennen. Dabei ist das, was andere veröffentlichen allerdings nicht immer mit meiner Meinung identisch. Als Journalistin bin ich Dokumentarin in der Kulturszene. Und ich gebe weiter, was andere produzieren und veröffentlichen. Ich habe dabei die Möglichkeit zu informieren und teilweise eigene Meinung einzubringen und gesellschafts- und sozialkritisch zu sein in der Arbeit mit Büchern, Platten, Bildern. Als Kultur-Journalistin, Schriftstellerin und visuelle Künstlerin publiziere ich auch dieses Online-Journal für kulturbeflissene, erwachsene Leser.

Expliziter Zwischenhinweis zu meiner journalistischen Arbeit und auf den Disclaimer:

Die Inhalte der rezensierten kulturellen Veröffentlichungen und deren Aussagen sind nicht meine Aussagen. Rezensieren bedeutet eine kulturelle Veröffentlichung aus kritischer Distanz zu besprechen. Eigenständig denkenden Rezipienten dürfte dies nicht erklärt werden müssen. Die Inhalte hat der Künstler oder Musiker hergestellt und veröffentlicht und nicht ich als Rezensent und Journalist. Für den Inhalt, den andere Kulturchaffende veröffentlichen und für verlinkte Seiten anderer Betreiber bin ich selbstverständlich nicht verantwortlich.

Monday, November 14, 2016

Folkdays aren't over...hübscher Indie-Folk-Rock mit Max & Laura Braun

Die Geschwister Max und Laura Braun kreieren filigranen, langsamen Indie-Folk-Rock. Laura ist außer Sängerin auch bildende Künstlerin, Designerin und Fotografin und Max ist nicht nur Gitarrist, sondern komponiert auch Film- und Theatermusik und Sounddesign für audiovisuelle Medien. Die Brauns lassen aus Ideensammlungen feine, vielschichtige Songs entstehen, die sehr hübsch etwas mehr zum Indie-Rock als zum Pop tendieren und folk-jazzige Passagen haben. In der Instrumentierung finden sich zusätzlich zu Gitarre, Schlagzeug, Kontrabass noch Piano, Synthesizer, Pedal Steel und Banjo. Alles sehr laid-backund poetisch-sanft in trägen Soundströmungen mit manchmal minimalsisch-kargen Einbauten.  Verträumt und verspielt-leicht wie die Worte "...Flows like a river / Quivers and shivers / Flows and it flickers on // Reminds me of something / Of all things and nothing / Reminds me of something I cannot recal..." ("Summer Song"). Musikalische und textliche Traum-, Visions- und Reflektionsverflechtungen und vertrackte Interrelationen im Indie-Rock aus dem Süden Deutschlands auf internationalem Level mit den Alben "Telltale" (2012) und "Highwire Haywire" (2016).

Max und Laura Braun
"Highwire Haywire", 2015
(Interbang Records/Broken Silence)
"Telltale", 2012
(Arctic Rodeo Recordings/Cargo)

www.maxandlaurabraun.com

Sunday, November 13, 2016

Folkdays aren't over...Norwegische und finnische Folksoundwelten - ... Annbjørg Lien  mit "Drifting like a bird"  und Sanna Kurki-Suonio mit "The Unparalleled System"

Reizvoll-merkwürdiger norwegischer Folk von Annbjørg Lien

Annbjørg Lien ist eine norwegische Sängerin, die als Musikerin Hardanger Fiddle und Nyckelharpa spielt, eine Fiddle mit Saiten und Tasten, die schwedisches Nationalinstrument ist. Lien verwendet neue und alte Instrumente und weist auf den Musikinstrumentenbauer Olav G. Helland aus Bø in Telemark hin, der 1898 eine ihrer Nyckelharpas herstellte. Für  "Drifting like a bird" hat Lien Melodien und Geschichten erfunden, zu denen das Meer inspiriert, beginnnd mit   "Silver waves are dancing strong / Into the secret from waters deep eyes..." ("Sailor's Waltz") Ursprünglich als Live Set für das North Sea Festival in Farsund kreiert,  ist es nun ihr neuntes Studioalbum.  Recherchiert wurde dazu das Leben an der norwegischen Küste und aus  Annbjørg Lien's eigenen Impressionen und Mitteilungen von Seeleuten entstanden Lyrics und Folk-Pop und Instrumentals. Mit Stimmungen wie "...Stormy sea afraid  of not feeling safe at hand..." Produziert wurde das Songmaterial von Roald Råsberg und Bjørn Ole Rasch bei Kristiansand. Mitgewirkt haben u.a. auch irische und schwedische Musikerinnen und Musiker. Im Mix aus Folk- und Worldmusic ist neben Gitarre, Bass und Perkussion Klang von Instrumenten wie Irish Bouzouki, Ukulele, Cello, Bodhran, Hammond B3, Harmonium, Kalimba und Mellotron.  Das ist traditionelle norwegische Musik mit modernen Folk-, Jazz- und Rockelementen im Bewußtsein und als anspechender Blend, der Landschaft und Kultur durchaus spannend vorstellt. Für Folkfreunde nördlicher Regionen bieten auch das  Fiddle Ensemble String Sisters oder die Folkband Bukkene Bruse mit Annbjørg Lien als Mitspielerin Musikprojekte an.

Archaisches und zeitgemäßes finnisches Folksoundmaterial von Sanna Kurki-Suonio

Die unkonventionelle Finnin Sanna Kurki-Suonio  spielt und performt akustischen und elektronischen Indie-Folk in Verbindung mit experimenteller Rockmusik und bluesigem Feeling. Die Musikerin ist versiert bis hin zu Opernprojekten und verfügt über eine souveräne, facettenreiche Gesangsstimme. Zudem ist sie Kantelespielerin. "The Unparalleled System Of Sanna Kurki-Suonio", instrumentiert mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboards und Mundharmonika, findet sich genreübergreifend zwischen Tradition und Avantgarde und die Musikkünstlerin ist ebenso bewandert in Archaischem wie in Zeitgemäßem.  Ihre faszinierenden, energetischen Soundexperimente im Folkbereich hat sie vor mehr als zwei Jahrzehnten mit ihrer schwedischen Band Hedningarna und mit  Loituma begonnen.  Sanna Kurki-Suonio's derzeitiger Prodzent Risto Ylihärsilä komponierte auch in anderen Projekten schon umfangreich Filmsoundtracks. Neben eigenen Lyrics über schwerpunktmäßig Liebe verarbeitete Kurki-Suonio  Teile des finnischen Epos Kanteletar, Volksweisen aus Karelien und Gedichte der finnischen Autorin Aulikki Oksanen. Improvisierend spielt Kurki-Suonio neuerdings zusammen mit Armeniern, Australiern und Engländern in dem Kreativ-Kollektiv SANS.  Immer in spannenden, innovativen Folksoundwelten.

Sanna Kurki-Suonio
"The Unparalleled System"
(Westpark Music/Indigo)

Annbjørg Lien
 "Drifting like a bird"
(Heilo Kommission)

Wednesday, November 02, 2016

King of Rock and Roll - Rock, Pop, Namedropping: Chuck Berry...

Chuck Berry, seines Zeichens lebende Legende des Rock 'n' Roll, wurde gerade 90 Jahre alt. Für 2017 ist nach langer Zeit die Veröffentlichung eines neuen Albums mit dem Titel "Chuck" angekündigt.

On the way up

Highschool, Schurke, Skandale, Arbeiter und ein Farbiger. Kein Lebenslauf nach oben eigentlich. Aber Chuck Berry konnte Gitarre spielen und singen, stand auf Bühnen, gesellte sich sofort zu Namen wie Elmore James und Muddy Waters und nahm 1955 bei Chess Records auf. Eine dieser ersten Nummern mit Titel "Maybellene" wurde Top-Ten-Hit in den Billboard Charts. Chuck Berry's Instrument war von Anfang an die Gitarre und Kenner erwähnten anerkennend seine Soli, Licks und Fills. Und was manche bloß für dahergelaufenen Rock 'n' Roll hielten, weil recht einfach durchstrukturiert, dürfte auch in Relation zu Theaterstoff und Literatur stehen und reichte gut für weltweite Rock 'n Roll-Prominenz.

Charts, Duckwalk, Rocklegende

Chuck Berry, am 18.10.1926 in St. Louis in Missouri als Charles Edward Anderson Berry geboren, ist einer der Erfinder der Beatmusik und des Rock 'n' Roll. Sein Markenzeichen wurde die Showeinlage Duckwalk. "The London Chuck Berry Sessions" aus dem Jahr 1972  ist sein meistverkauftes Album. Mit "My Ding-a-Ling" als Single gelang ihm in den Charts sein erster Nummer-eins-Hit. Chuck Berry, wie Elvis Presley,  Little Richard oder Bill Haley  eine Rock 'n' Roll-Größe, ist Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame und hat mit Musikgeschichte geschrieben als sogenannter Father of Rock ‘n’ Roll.

Coverversionen, Coverversionen, Coverversionen

Nicht nur enthusiastische Pop- und Rockmusikhörer, die sich ab den 1960er oder 1970er Jahren in die Musikszene einklinkten, kriegten es ständig mit Songs zu tun, von den Hunderten, die ursprünglich Chuck Berry geschrieben und gespielt hatte. "Roll Over Beethoven" gab es in Versionen von Status Quo und Electric Light Orchestra, "Johnny B. Good" veröffentlichte Johnny Winter, "Rock and Roll Music" nahmen Beatles und Beach Boys auf, "Carol" coverten The Rolling Stones und The Doors und "Sweet Little Sixteen"  spielten viele Musiker u.a. The Animals, Pat Boone, The Beatles, The Rolling Stones, Eddie Cochran, John P. Hammond, Jerry Lee Lewis, Little Richard,The Rattles, Udo Lindenberg, The Searchers, Ten Years After und Bruce Springsteen. Auch Elvis Presley, Buddy Holly, The Sonics,  Simon and Garfunkel, Duane Allman, The Kinks, MC 5, The Band, Jimi Hendrix, Roy Orbison und Motörhead präsentierten Songs von Chuck Berry. Einige Frauen finden sich als Interpreten seiner Stücke  wie Marianne Faithfull, Emmylou Harris und Wanda Jackson. Dies nur eine erste Aufzählung für die, die sich auf die Spuren  des Uralt-Rock 'n' Rollers und dessen Werk begeben wollen. Vermutlich lassen sich noch mehr Berry-Adaptionen entdecken. Namedropping und Chuck Berry funktionieren schon immer  gut. Soll er sich doch sogar "The Prime Minister of Rock ‘n’ Roll" nennen lassen. Smokey Robinson, Musikerpersönlichkeit der Motownszene, soll ihn so angesprochen haben:“You are most certainly the inspiration for all of today’s rock ‘n’ roll guitarists. Your music is timeless.”Wenn jemand die Hobbies des Rock'n' Roll-Pioniers Berry wissen möchte, gibt dieser nett auf seiner Website bekannt: "Playing music, softball, twenty questions, chess, croquet, highway driving."

Wednesday, October 26, 2016

"...Theater der Pop-Musik..." und der Musikszene : Autorensituation und Andershören im Musik-Journalismus - Über journalistische Texte, Bedeutungsverschiebung und manch falsches Interpretieren diverser Leser journalistischer Rezensionen

Faktisches Statement zu meiner journalistischen Arbeit im Independent-Bereich: Und zwar gegen Fehlinterpretation durch Unvermögen oder Absicht manch lesender Person und für journalistische Autotentexte und deren Eigenständigkeit und wenn intendiert unabhängigen Existenz vom direkten Kontext, in dem der Musiker, Künstler, Kulturschaffende agiert und in dem sich die Arbeit des Musikers, Künstlers, Kulturschaffenden darstellt.
 Fakt ist: Beruflich biete ich als Kulturjournalistin kulturinteressierten Lesern Texte, Bilder und Informationen.

Bedeutungsverschiebungen im Musik-Journalismus und im  "...Theater der Pop-Musik..." (Diedrich Diederichsen)

Jedem Musiker, Künstler, Autor muss klar sein, dass es bei der Rezeption seiner Arbeit zu diversen Bedeutungsverschiebungen kommt. Zu Bedeutungsverschiebung beim Gebrauch von Musik und Songs findet sich bei Diedrich Diederichsen folgender Satz: "Auch die Bedeutungsverschiebung, die durch Wiederhören und Interpretieren entsteht und als ein wichtiges Argument für die musikalische Offenheit gilt, ist ja immer eine des Andershörens in Bezug auf ein vorangegangenes Hören." (aus "Über Pop-Musik", 2014) Aber dies gilt nur für das Hören. Ein Andershören jedes Hörers ist selbstverständlich möglich und erlaubt, jedoch ist selbstverständlich nicht erlaubt jedes individuelle Andershören meinem Hören und Interpretieren und meiner journalistischen und kulturellen Arbeit zu unterstellen.  Möglicherweise stammt diese Spezies der Lesenden aus dem Mainstream. Aber wahrscheinlich nicht nur von dort. Mehr oder weniger falsches, teils reaktionäres Interpetieren, Rezipieren und Denken jeder Couleur trifft man auf breiter Linie,  das freies und kritisches kultur-und musikjournalistisches Arbeiten nivellieren, verfälschen oder unterdrücken will. Jedenfalls ist das mir schon begegnet.

Verfälschung und willkürliche Interpretation journalistischer Texte durch manche Leser

Als anspruchsvolle, engagierte Journalistin lege ich natürlich Wert darauf veröffentlichen zu können ohne dass unzumutbar Verfälschendes über mich in den Kontext gebracht wird. Dieser Kommentar ist gegen Personen, welcher politischen Richtung oder Weltanschauung auch immer, die Kunst und Kultur, wie auch z.B. Musikjournalismus, nicht wie ich konstruktiv reflektieren können und die journalistische Texte in willkürliche, unrichtige Relation bringen und dadurch seriöse kulturelle Arbeit und kulturjournalistische Tätigkeit beeinträchtigen.
Ich arbeite und veröffentliche als freie Journalistin und Autorin für anspruchsvolle, eigenständig erwachsen reflektierende Leser und Kulturinteressierte. Und lege insbesondere Wert darauf rezensieren, berichten etc. zu können ohne dabei mit den Inhalten künstlerischer Veröffentlichungen anderer Personen willkürlich in irgendeinen unwahren, fehlinterpretierenden Zusammenhang gebracht zu werden. Meine beobachtend-kritische Perspektive in der Kultur- und Musikszene und den journalistischen Impetus eines Teils meiner kulturellen Arbeit lasse ich natürlich nicht in Abrede und in Frage stellen.

Interpretationsraum beim Rezensenten und Rezipienten und Künstler

"Performance und Pose: Das Theater der Pop-Musik - ...Rezensionen von neuen Werken der Pop-Musik lesen sich dann auch als Mischung aus der Beurteilung einer künstlerischen Leistung und der des Lebens des Betreffenden, seines Handelns, seiner strategischen Entscheidungen. Oft gelten bei letzterer ethische und politische Kriterien...wobei die Beurteilenden wissen, dass dieses Leben, welches sie exemplarisch beurteilen, ein halb fiktives ist...im Sinne der Spielregeln der Pop-Musik..." Falsches Interpretieren findet sich dabei bei diversen Rezipienten von journalistischen Rezensionen.  "...Entscheidend für Kritik kann allein sein, was sie aus der Arbeit unter dieser Spielregel macht,  bei der nie geklärt sein kann, ob ein Pop-Musiker für sich spricht oder in einer Rolle..." (aus "Über Pop-Musik", 2014, Diedrich Diederichsen)  Als Autorin und  Journalistin bin ich in Reflexion Beobachterin in der Musikszene und mit Text und Bild Dokumentarin von Musikkultur und gebe Informationen weiter. Ich höre mehr Folk, Blues, Jazz und Neue Musuk als Pop.

Ich bin Autorenjournalistin. Aber manchmal ist auch schon nur eine kleine sachliche Nachricht wichtig. Neben Journalistischem interessiert mich hauptsächlich literarische und künstlerische Arbeit.

Zitiert ist aus "Über Pop-Musik" von Diedrich Diederichsen, Kiepenheuer & Witsch, 2014

© Tina Karolina Stauner, 2017

Wednesday, October 19, 2016

Folkdays aren't over..."Schwarzes Gold": Als Schallplatten und Folkways auf den Markt gebracht wurden und wie dieser Part der Kulturgeschichte in mein Leben kam - 65 Jahre Schallplatte in Deutschland

Das Plattenlabel Folkways

Schallplattenlabels mit Spezialisierung auf bestimmte Genres gibt es von Anfang an. Im Folkbereich wurde 1948 als unabhängiges US-amerikanisches Plattenlabel Folkways Records & Service Corporation - kurz Folkways - von Moses Asch und Marian Distler gegründet. Moses Asch hatte bereits 1939 Asch Records, das 1941 mit Stinson Records zu Asch-Stinson wurde und bis 1945 existierte.  Vorübergehend besaß Asch ab 1946 das Disc Label. Zum Sortiment gehörte von Anfang an Jazz, Folk, Ethno und Weltmusik,  Squaredance, Serien über Musikinstrumente, Klänge der Natur, Lieder der Frauenbewegung, Musik der klassischen Avantgarde, Mitschnitte von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen wie etwa die Anhörung Bertolt Brechts, der ab 1949 mit Helene Weigel das Theater Berliner Ensemble managte und bespielte, vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe 1947. Zum Spektrum zählen auch  Reissues, Songbooks, Videos und Lehrmaterial. Am 28. Februar 1987 übernahm die Smithsonian Institution  nach Asches Tod das Plattenlabel mit  einem Katalog von 2.168 LPs  als Kulturgut.
Eine der ersten Aufnahmen von Folkways war am 25. April 1944 der Song  "This Land Is Your Land" von Woody Guthrie, der mit Pete Seeger einer der bedeutendsten gesellschaftskritischen Protestsänger der Folkszene Amerikas war. Eine aktuelle Veröffentlichung des Labels ist "Classic American Ballads" aus dem Jahr 2015  mit 25 Tracks, die das Spektrum des Labels mit namhaften Musikern repräsentieren.

Folkways featuring women

Um Entdeckenswertes von Musikerinnen bei Folkways zu nennen: Ein Tipp ist ein Sampler, der 1995 veröffentlicht wurde und betitelt ist mit "Heartbeat: Voices of First Nations Women". Performer waren Native Women der United States und Canada mit traditioneller, zeremonieller und sozialer Musik mit Schlaginstrumenten, Gitarre und Flöte und Storytelling der American Indian, Aztecs, Iroquoian Indians, Maya und genannt werden weiter kulturelle Regionen und Gruppen wie Apache, Assiniboine, Athapascan, Cherokee, Cree, Dakota, Iroquois, Karuk, Navajo, Oneida, Seminole, Tuscarora, Warm Springs, Wasco etc.
Zwei sehr nennenswerte Alben sind zum einen "Happy Woman Blues" von Lucinda Williams aus dem Jahr 1980. Ein wunderschönes frühes Album der aus Lake Charles, Louisiana stammenden Williams mit acoustic Blues, Folk und Country. Aufgenommen wurde es in den Sugar Hill Studios mit den Musikern Mickey White, Rex Bell, Andre Matthews, Ira Wilkes, Mickey Moody und Malcolm Smith. Zum andern bietet "Irish Folk Songs for Women, Vol. 2" von Lori Holland aus dem Jahr 1960 mit irischen oder keltischen Folkballaden zur Gitarre traditionelles Liedgut.  
Folkway geht es darum "to document and celebrate the sounds of the world around us".
"We believe that musical and cultural diversity contributes to the vitality and quality of life throughout the world.", konstatiert Folkways. Im Katalog hat das amerikanische Label auch Musik aus unseren Breitengraden mit Musikern und Musikerinnen  aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wie  Ruth Welcome, Dick Marta und Wiener Konzertschrammeln unter dem Albumtitel "Café Continental".

Schallplatten im Alltagsleben

Schallplatten hatte ich schon als Kind. Sie wurden mir mit Märchenerzählungen und Hörspielen ins Leben gebracht. Abgespielt wurden sie anfangs auf einem Monoplattenspieler in einem kleinen Musikschränkchen, das in den 1960er-Jahren in Wohnzimmern in war. Das war damals in der Provinz. Es waren dort auch Operetten, Messen und Volksmusik im Schrank. Als ich begann nicht mehr auf dem Land sondern in einer Kleinstadt zur Schule zu gehen kaufte ich mir die ersten Schallplatten, die in meinem eigenen Zimmer mit Einzug hielten. Es waren einige deutsche Schlager. Doch es dauerte kein Jahr, bis ich die internationale Musikszene entdeckte und Scheiben der amerikanischen, englischen und französchen Pop-und Rockmusik mit nach Hause trug zusammen mit Englisch- und Französischbüchern. Auch die erste Jazz- und Folkplatte kaufte ich schon in dieser Zeit zusammen mit einer Stereoanlage. Und natürlich kam ich an keiner Jukebox vorbei ohne Platten zum Hören auszuwählen. Schallplatten gehörten bei mir praktisch schon immer mit zum Alltagsleben und sie teilten mir bald weltweite Musik mit. Noch bevor ich begann in der Großstadt zu wohnen und bevor ich Musikjournalistin wurde.

Platten und Fakten

Als analoger Tonträger für Musik sind Schallplatten aus Vinyl. Vinyl ist normalerweise 180g schwer und schwarz. Eine Langspielplatte wird mit 33 1/3 Umdrehungen abgespielt und hat 30 cm Durchmesser. Die hineingepressten Rillen für die Nadel enes Tonabnehmers eines Plattenspielerarms sind für Schallsignale. Jeder Plattensammler zelebriert natürlich, dass es auch um das Cover geht. Artwork und Design von Cover ünd Booklet sind wichtiger künstlerischer Teil  der Veröffentlichung. Soweit die einfachen Fakten über die Scheiben, die auch "Schwarzes Gold" genannt werden.

Frühe Schallplatten

Vor 129 Jahren wurde durch Emil Berliner das Patent für Grammophon und Platte, damals noch aus Zinkblech und Hartgummi, angemeldet. Erstmals soll in den 1920er Jahren eine Firma Platten ausprobiert haben. Am 21. Juni 1948 veröffentlichte Columbia Records in den USA eine der ersten Schallplatten mit einer Aufnahme von  Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll mit Nathan Milstein und dem New York Philharmonic Orchestra unter Dirigat von Bruno Walter. Seit 65 Jahren gibt es Schallplatten in Deutschland. Nach dem Krieg kam man immer mehr aus der internationalen Isolierung und auf der Musikmesse am 31. August 1951 wurden durch die Deutsche Grammophon-Gesellschaft die ersten Vinylscheiben präsentiert.
Allgemein populär wurde die Langspielplatte, kurz LP genannt, in den 1060er Jahren durch Pop und Rockmusik der Musikcharts. Und natürlich auch durch Jazz und Klassik. Die ungefähr 30 Minuten Spielzeit einer Schallplattenseite dokumentierten nun auch Musikstücke wie Symphonien und Opernakte.

Platten und Kommerz

Zu Beginn der 1980er Jahre wurden jährlich über eine Milliarde Schallplatten in der Phonoindustrie verkauft. Mitte der 1980er Jahre kam dann die Compactdisc, kurz als CD bezeichnet, als Silberling in kleinem Format dazu und verdrängte ziemlich schnell die Vinylscheiben. Mitte der 1990er Jahre wurden wegen CDs nur noch ca. 30 Millionen Vinylscheiben im Jahr auf dem Weltmarkt umgesetzt, davon ca. 400 000 in Deutschland. Derzeit  werden jahrlich etwa 100 Millionen CDs verkauft. Seit Jahren steigt ergänzend der Schallplattenumsatz wieder. Als Tonträger gibt es natürlich auch Tonbänder und Cassetten und aktuell boomt nun der digitale Musikmarkt. Doch manche schwören grundsätzlich  auf die wärmere Asthetik von Vinyl trotz Störgeräuschen. Musiker bieten von einem Album momentan oft gleichzeitig CD, Digital Download und Schallplatte an.

www.folkways.si.edu

Tuesday, October 18, 2016

Folkdays aren't over...Bob Dylan - Früher Protestsongs und Folkbewegung, heute Literaturnobelpreis

Wie lange währt Bob Dylan's Never Ending Tour schon? Jedenfalls erhält er nun den Literaturnobelpreis. Der Singer-Songwriter, der auch  Schriftsteller und Schauspieler ist, seine Werke als Maler und Filmemacher zeigt und als Radio-DJ Songs vorstellt. Seine realistischen und fantastischen Geschichten und Sichtweisen bekommen seit Jahren eine etablierte Auszeichnung nach der anderen.
Bob Dylan wurde 1941 als Robert Allen Zimmerman geboren und begann 1961 in Greenwich Village in New York in der Zeit der Beatniks als kleiner Folky mit teilweise einfach Coverversionen von Songs von Vorbildern wie Woody Guthrie. Er fing an als Protestsänger und stilisierte sich zum Propheten, mal mit Folk, mal mit Blues, mal mit Rock. Immer mit hochkarätigen Lyrics, die ihm, einst Undergroundpoet,  nun also den Literaturnobelpreis einbrachten. Eine Auszeichnung, die eine noble Akademie mit einer Stockholmer Jury vergibt. Realismus, Surrealismus und Visionen in Folksongtexten kann literarische Qualität haben. Lyrics können die Qualität von Lyrik und Prosa haben. Ein Songwriter kann ein Poet sein.  Nachlesbar und zu hören in Bob Dylan's umfangreichem Œuvre. Das wussten anfangs nur wir Insider und nun wird das fast allen mitgeteilt.  Nicht deutsche Schmierenstücke interessieren, sondern internationales literarisches Niveau, das nicht zuletzt amerikanische Kunst und Kultur mit definiert.

Bob Dylan's Rückgriff auf die Epoche des Great American Songbook: "Fallen Angels"

Bob Dylan's aktuellstes Album "Fallen Angels" ist eine Selection Songs der 1940-er und 1950-er Jahre, die auch Frank Sinatra im Repertoire hatte und außerdem eine Ausnahmeergänzung  "Skylark". Dylan bietet exquisite Coverversionen mit angeswingten, genauso schönen wie leicht schrägen Balladen statt Eigenkompositionen und Lyrics des Individualisten, der er ist. Und das alles mit ziemlich  hochmütiger Lakonie und Extravaganz transformiert in seine Welt des Folk, Country-, Rock und Bluegrass. Dass es da manchmal nicht nur elitäre Kollaborationen und edle Romanzen gab, sondern dass auch die eine oder andere miserable Farce und infame Tragödie inszeniert wurde, passt nun alles als Literatur in den Kontext des Literaturnobelpreises. Samt seiner eigenen Höhen und Tiefen, seiner genialen Erfolge und seiner künstlerischen und persönlichen Sinn- und Lebenskrisen. Eingespielt wurde das hochfeine Album wieder in den Capitol Studios in Hollywood mit bekannter Tourband nebst Bläserensemble. Sein 86-jähriger Toningenieur hatte einst u.a. mit Sammy Davis Jr. zusammengearbeitet. Fragt sich, warum der 75-jährige Dylan, begnadet aüßergewöhnlicher Songwriter der er ist, derzeit nicht seinen eigenen klassischen, spröden Folk und Blues schreibt und spielt oder in der trotzigen Rockmusik ist, sondern sich davon entfernt und sich mit Crooner-Ästhetik abgibt!? Cooler Entertainer sein, statt nölender Weltverbesserer, zynisches Seelenschmerzsensibelchen und intellektueller Musikpoet vermutlich.

"Shadows In The Night": seine Hoheit  mit gelassener und selbstsicherer Lebens- und Musikererfahrung

Schon 2015 gab sich Dylan mit "Shadows In The Night" als eine Art Crooner mit Balladen und Nähe zum Musical. Die Stücke sind Neuinterpretationen von Frank Sinatra-Klassikern.
Dylan, selbst längst eine Ikone, scharte für diese CD live im Aufnahmestudio mit seinen langjährigen Bandmitgliedern Tony Garnier (Bass), Stu Kimball und Charlie Sexton (Gitarre),  Donnie Herron (Pedal-Steel-Gitarre) und George G. Receli (Perkussion) und einer Bläsersektion insgesamt gut ein Dutzend Mitmusiker um sich. Der Singer-Sonwriter klingt authentisch und existenzialistisch auch wenn er sich mit Adaptionen abgibt. Swinging Dylan nuschelt mit altersrauer Stimme  aber vielleicht viel zu schaurig-schön um wahr zu sein. Der Literaturnobelpreis für sein Werk als Writer und Singer-Songwriter, der im Folk, Blues und Rock zuhause ist, wurde aber gerade wahr.


Bob Dylan
"Fallen Angels"
"Shadows In The Night"
(Sony Music)

 www.bobdylan.com

Saturday, October 15, 2016

Folkdays... - Ethno, Jazz, Crossover, Neue Musik...

 "Hommage to an endangered treasure"-  Martina Eisenreich mit "Rainforest"

Die Münchner Multiinstrumentalistin und Komponistin Martina Eisenreich  arbeitet crossovernd für Hörspiel und  Bühne. Mit ihrer CD-Veröffentlichungsreihe "Schöne Töne" hat Eisenreich nach "Inka Moods" nun  ein Konzeptalbum zum Thema Regenwald mit Quadro Nuevo,  Elbtonal Percussion, Martin Kälberer, Lisa Wahlandt und anderen, insgesamt mehr als ein Dutzend World Music-Künstlern, eingespielt. Das Album heißt einfach "Rainforest", ist aber relativ komplex. Den klassisch-herkömmlichen kompositorischen Elementen sind auch Originalnaturgeräusche und musikethnologische Aufnahmen hinzugefügt. Das Gesamte ist eine musikalische Soundreise in die Waldlandschaften und die Musikkultur Südamerikas, Afrikas und Asiens. Vielleicht ein etwas großspurig angelegtes Musik-Projekt über kulturelle und landschaftliche Aspekte von drei Kontinenten. Aber doch beeindruckend, wie zu jeweils einem Thema eine akustische Atmosphäre einer Naturlandschaft musikalisch visualisiert und vorgestellt wird. Vorhandene Musikstücke, Liedmaterial und Klangmuster werden modifiziert und mit neuen Kompositionen verschmolzen. Der Einsatz von Holzinstrumenten ist prägend: Marimba, Xylophon, Klanghölzer, Laubtrommeln, Klarinetten, Harfe, Violine und Kontrabass spielen eine wichtige Rolle. Und es werden diverse seltene Klanginstrumente, z.B. Singende Säge und auch afrikanische und südamerikanische Musikinstrumente mit einbezogen wie  Kalimba und Berimbau neben hierzulande üblichen Instrumenten wie Gitarre und Bass.
In dem Künstlerkollektiv, das "Rainforest" hervorbrachte und kreierte, etablieren sich als Produzenten neben Martina Eisenreich die beiden Musiker Mulo Francel (Quadro Nuevo) und Wolfgang Lohmeier, der besonders auch für merkwürdige Percussion- und Klanginstrumente bekannt ist. Das Team hält viel von analog-authentischen Aufnahmen. Die Tracks , gedacht als "HOMMAGE TO AN ENDANGERED TREASURE",  haben bezaubernde Namen wie "Forest of Fairytales", "Eipo Love Song" oder "Dancing Water" und sind strange Ethnoexperimente mit internationaler Spannweite aus süddeutschen Gefilden.

Martina Eisenreich
 "Rainforest"
GLM Music Neubearbetung und Fokusierung des Brasilien- und Regenwaldthemas für
TITELKULTURMAGAZIN

Tuesday, October 04, 2016

A little bit of Pop, a little bit of Rock: hier hübscher Pop aus einer  Off-Broadway Production  mit  Suzanne Vega und dort kantiger Alternativ-Rock mit Thalia Zedek

Suzanne Vega featured die Autorin  Carson McCullers  in Popsongs

War Suzanne Vega einst mit schönen, gleichzeitig oft sozialkritischen Songs purem Stadtleben und Realismus zugewandt, soll sie sich aber eigentlich ziemlich für Träume und Surrealismus interessieren. Ihre Träume scheinen sie leicht und lässig in die Charts zu bringen. War sie anfangs einfacher Folky, so hat sie längst perfekte Popsongs.  Im Kontext von Neo-Folk begann sie vor Jahrzehnten sich auch im Mainstream bekannt zu machen und das sogar mit anspruchsvoll arrangiertem Liedgut. Gelernt hat sie sowas auch durch den von ihr besonders erwähnten Leonard Cohen.
Die 1959 geborene Suzanne Vega stammt aus Santa Monica und wuchs in New York auf. Dort engagierte sie sich außer für Musik in ihren Studien auch besonders für Tanz und Literatur. Mit ihrem neuen Album stellt Vega die Autorin Carson McCullers  vor, von der sie schon immer fasziniert ist. Gesellschaftliche Außenseiter waren oft Protagonisten von McCullers Erzählungen, Kurzgeschichten, Theaterstücken, Essays und Gedichten. Wie McCullers, die von 1917 bis 1967 lebte,  hat Vega Geschichten zu erzählen. Zu Beginn mit ihrer akustischen Gitarre auf Independent-Bühnen im New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village und dann zusammen mit Bandmusikern in internationalen Konzertforen, wo derzeit immer wieder Gitarrist Gerry Leonard mit auf der Bühne ist. Von Suzanne Vega gibt es nun  das Performence-Stück  “Lover, Beloved: An Evening With Carson McCullers”, für das sie u.a. mit Duncan Sheik,  Michael Jefry Stevens und  Kay Matschullat zusammenarbeitet. Die CD mit daraus veröffentlichten Songs bringen Folk-Rock, Pop und Jazz auf einen Nenner und stellen die clevere Performerin Suzanne Vega wieder mal als eine kleine Queen of Pop vor.

Only Rock 'n' Roll..."Eve" von Thalia Zedek

Thalia Zedek spielt sowas wie Rock n' Roll-angehauchten Postpunk. Früher hatte sie Bands wie Live Skull und Come, mittlerweile gibt es Solo-Alben und das aktuelle ist mit "Eve" betitelt. Den ungeschliffenen, oft auch bluesigen, düsteren Sound ihrer Gitarre im Griff und mit spröder Stimme performt sie sperriges Songmaterial.  Only Rock 'n' Roll...Das ist noch immer wie seit Urzeiten im einfach durchstrukturierten und hartkantigen Rock so. In der Frontposition eine Frau ist allerdings für viele noch immer nicht selbstverständlich. Sollte es aber sein. Thalia Zedek hat die Standfestigkeit dazu. Dass die 55-järige allerdings dabei manchmal etwas angefriffen wirkt ist nicht zu überhören und vermutlich nicht nur Stilmittel sondern wird durch Lebenserfahrung mit eingebracht. So sind ihre Songs nicht unbedingt überbordend frohsinnig, sondern sie reflektiert eigenbrötlerisch auch die desolateren Seiten des Lebens. Ob Echtheit oder Immitat. Das einzelgängerisch Wirkende bleibt dabei nicht auf verlorenem Posten sondern ist Stärke. Im Songwriting, Rock 'n' Roll und Punk interessiert man sich das eine oder andere Mal für innere Befindlichkeiten und nicht nur hübsche, gelackte Oberflächen. Ästhetik kann spröde sein und fundiert durch  authentisches oder authentisch wirkendes Material ohne Oberflächenhochglanz. Bei den Aufnahmen zu "Eve" wurde Zedek unterstützt  von Andy Hong  im Kimchee Studio. Kongeniale Mimusiker waren David Michael Curry an der Violo,  Jonathan Ulman am Schlagzeug, Mel Lederman am Piano und Winston Braman am Bass.

Suzanne Vega
“Lover, Beloved: Songs From An Evening With Carson McCullers”
(Cooking Vinyl)
Thalia Zedek
"Eve"
(Thrill Jockey)

www.suzannevega.com
www.facebook.com/ThaliaZedekBand

Monday, October 03, 2016

Folkdays aren't over...  Country und Americana mit "Concert Across America" gegen Gewalt gefeatured von Rosanne Cash

Am 25. September 2016 gab es mit 350 Events und über 1000 Musikern und Highlights wie Jackson Browne, Eddie Vedder und Rosanne Cash eine Konzertserie gegen Gewalt in ganz Amerika. Die Country-Musikerin  Rosanne Cash, Tochter von Johnny Cash,  hat auf ihrer Website Informatinen über dieses Konzertprogramm.  Ich war in Deutschland friedlich über die Jahre immer wieder mit Tausenden auf Festivalgeländen, mit Hunderten in Konzerthallen und Theatern, mit Dutzenden in Clubs und auf der Bühne teils auch Musiker der Country-Szene. Die unter dem Slogan "Concert Across America" angekündigten Events gefeatured von Cash mache ich deshalb auch hierzulande bekannt. Berichte über die Konzerte vom 25.09. finden sich noch kaum. Es ist bisher der Auftritt von Jackson Browne, Marc  Cohn, John Leventhal, Joan Osborne und Rosanne Cash im New Yorker Beacon Theater dokumentiert, was Cash schon fotografisch veröffentlicht hat. Sie versucht zu vermitteln, dass Musik dazu beitragen soll die Welt zum Besseren zu verändern und setzt auch ihre diesbezüglichen Mittel und Wege ein. Vielleicht old-fashioned, aber dem kann man nur zustimmen. Natürlich auch in Deutschland. Johnny Cash begann in den 50er Jahren, während er in Landsberg bei der  Army stationiert war, mit einer Gitarre Musik zu machen. Er wurde in der Musikszene Amerikas mit der Country-Outlaw-Bewegung eine internationale Musikergröße.  Rosanne Cash nahm in den 70-er Jahren in München eines der Alben ihres umfangreichen Œuvres auf. In einem Interview mit dem Country Music Magazin sprach Rosanne Cash über Songwriting und redet von "ein bisschen Text" und "musikalischen Ideen". Was Understatement sein dürfte, weil bei Cash einiges ziemlich durchgedacht ist.  Rosanne Cash ist Mitglied der Nashville Songwriters‘ Hall of Fame.


Protestsong und Idylle: "The River & The Thread" 


Ihr jüngstes Album veröffentlichte Rosanne Cash 2014. Die Musikerin, die weiß, wie man eine Gibson spielt, legt mit "The River & The Thread" einfühlsame Songs vor, die in ihren Bann ziehen. Thematisch zeigt sie speziell Interesse an der Kultur der amerikanischen Südstaaten und auch an Politischem wie dem sogenannten "New Deal". Sie findet sich also auch in der Tradition des Delta-Blues und des sogenannten Protestsongs und nicht nur in schönen, idyllischen Country-, Folk- und Rocksongs. Teils nimmt sie den Sound von Swamp, Gospel oder Appalachian Folk mit hinein. Wichtiger Mitstreiter bei der Einspielung von "The River & The Thread" war der exzellente Gitarrist, Multiinstrumentalist und Produzent John Leventhal, der auch ihr Partner ist. Und es tauchen namhafte Gastmusiker wie Kris Kristofferson, Tony Joe White, John Prine und Rodney Crowell auf. Die 1955 geborene Rosanne Cash präsentiert sich einmal mehr ungemein kraftvoll und mesmerisierend mit berührendem und erlesenem Songmaterial. Natürlich stellt sie weiterhin selbstbewusst in den Fußstapfen ihres namhaften Vaters als Musikerin eine markante Persönlichkeit in der Countryszene dar.


Rosanne Cash
"The River & The Thread"


www.rosannecash.com
www.Concertacrossamerica.org

Sunday, October 02, 2016

Folkdays aren't over... Country Music mit Dori Freeman: "Fine, Fine, Fine"? Bringt mich zumindest zu diskursiven Anmerkungen zum Thema Country. Und da sind auch die Country-Rednecks und die Country-Outlaws...

Freeman wer? Die mit American Roots Music, also Bluegrass, Folk, Blues, Rhythm and Blues, Rockabilly und Old Country, in der Crooked Road-Region der Blue Ridge Mountains of Appalachia aufgewachsene Dori Freeman taucht nun offenbar auch in der Metropole New York auf, was die Studioarbeit ihres Debuts zeigt. Innerhalb von nur drei Tagen haben Teddy Thompson und Dori Freeman mit einigen Musikern alle Songs für eine CD eingespielt und in der Instrumentierung zu Gitarre, Bass, Schlagzeug auch Steel Guitar, Fiddle und Piano hinzugenommen . Freeman ist eine der jungen Frauen, die sich im klassisch amerikanischen Songwriting versuchen.
Ihre Chancen sollten eigentlich nicht unbedingt schlecht sein: Sie stammt aus einer Musiker- und Künstlerfamilie, verfügt über eine selbstbewußte Stimme, spielt souverän Gitarre und schreibt ihre Songs selber. Und kein Geringerer als der Singer-Songwriter Teddy Thompson, Sohn von Richard und Linda Thompson, hat ihr erstes selbstbetiteltes Studioalbum produziert. Als Inspiration für ihr Songschreiben nennt Freeman Namen wie Peggy Lee, Iris Dement, Doc Watson, Rufus Wainwright und Father John Misty. Dori Freemans Lieder dürften relativ persönliche Aussagen über ihre bisherigen Lebenserfahrungen sein. Jedenfalls soll sie das mitgeteilt haben und dazu gesagt haben: "Mostly the lonely, sad parts. If you're going to write songs that people want to keep listening to then you can only write about exactly what you know."
Ihre Haare mal im ganz kurzen Graçon-Stil, mal im A-Line Bob Cut erzählt die 24-jährige aus großen Augen blickend manchmal auch nur allein mit ihrer akustischen Gitarre kleine Geschichten und präsentiert also einfach sogenannten Americana. Musikalisch klingt das Ganze schon recht könnerhaft, doch die Lyrics sind vielleicht nicht immer das Durchdachteste. Freeman kann dabei sehr baladesque aber auch upbeat sein. Und möglicherweise versucht sie haupsächlich mitzuteilen: "Go On Lovin'", wie einer ihrer Country Songs betitelt ist. Und Freeman ist oft ziemlich country.

Allerdings fange ich sofort an mir wieder einmal Gedanken über die Country-Scene zu machen: Wie soll man das Label auf der Freeman ist einschätzen, das sich Free Dirt Records nennt? Ist Freeman naiv oder ausgefuchst? Ganze Teile der Country-Music waren jedenfalls schon immer reaktionär und es standen sich immer die Rednecks und die Outlaws gegenüber. Selbst Philosophen wie Theodor W. Adorno haben sich in theoretischen Schriften zur Kultur der Folk- und Country-Music Gedanken gemacht. Nur einen Satz daraus (einem Artikel von Josh Jones entnommen ) : "The flattening effect of mass culture, Adorno suggests, renders every gesture performed within it—whether of protest or acquiescence—as fundamentally trivial… and marketable." Country ohne Rednecks, Outlaws und Philosophen im Kontext geht kaum. Selbst in der Grand Ole Opry. Möchte man etwas über Old-Time-Music und Country wissen, könnte man beim 83-jährigen Willie Nelson noch persönlich nachfragen, Waylon Jennings und Johnny Cash leben schon nicht mehr. Um nur mal drei Crößen des Genres genannt zu haben deren Musik noch überall ist. Und der 40-jährige Teddy Thompson? Ein Redneck sollte Thompson in der Country-Tradition eigentlich nicht sein. Einige Monate nach Produktion von Dori Freemans Album veröffentlichte er nun zusammen mit Kelly Jones ein weiteres. Soll man einmal mehr hinterfragen wozu simple Country- Music eigentlich gut ist? Auch Intellektulle haben sich jedenfalls von der dem ländlichen Süden Amerikas zugeordneten Musik, einer traditionellen Volksmusik aber auch in Europa, nicht immer ferngehalten. Die Mixtur von Pöbel, White Trash und Intellektuellen war dabei noch nie die unproblematischte. Und welchen Stellenwert haben eigentlich Frauen in der Country-Scene? Jedermann wollte Tammy Wynette mit "Stand By Your Man". Doch die Fraktion zu der Pesönlichkeiten wie Emmylou Harris gehörten hält es immerhin etwas komplizierter nicht nur mit Sensibilität und Sentimentalität. Traditionell wurde Wert auch immer darauf gelegt, dass es Songwriter und Songwriterinnen gibt als sogenanntes Sprachrohr der Minderheiten und der Schwachen, die nicht zum Mainstream Money gehören. Da tun sich aber manchmal dann Abgründe auf angesichts der alles vereinnahmenden Mainstream Music Industry und des Cultur Clash der immer wieder die Kultur von Proletarien und Intelligenzija betrifft. All die schönen Country-Songs sind jedenfalls nicht so einfach über einen Kamm zu scheren.

Freemans CD hatte ich zufällig zum Rezensieren und ließ mich nun gerade mal über die Country-Scene reflektieren. Sonst noch keine Ahnung bisher, wer diese Musikerin ist.

Dori Freeman
Free Dirt Music / Galileo Music Communication

Monday, December 28, 2015

Folkdays aren't over: Songwriting, Pop, Protestsong oder Mélange, was soll es sein? Anmerkungen zu Alben von Neko Case

Hier also Gute-Laune-Americana á la Neko Case. Ungeschliffen, eckig und  kantig kann Americana, Alternative Country und Country Noir allerdings jederzeit sein. Ich höre den aktuellen Neko Case-Sampler, der mir vorliegt um die soeben veröffentlichte 9 Scheiben umfassende Vinyl-Box " Truckdriver, Gladiator, Mule" zu repräsentieren. Fragt sich also, Songwriting besser nett und glatt oder eher verschroben und widerspenstig.
Generell: Bekommen wir überhaupt zunehmen mehr Easy Listening im Pop, Songwriting, Jazz etc. als Ablenkung? Soll philosophischer, soziologischer, politischer Diskurs für viele nicht in der Musikkultur sein? Das ist natürlich sofort zu hinterfragen. Tatsächlich sind wohl Songs die gute Laune schaffen ein Weg um Probleme wegzuschieben wenigstens vorübergehend. Ob sich damit grundlegend oder zeitweilig etwas zum Guten verschiebt, ist die andere Frage. Schwierigkeiten in Songs zu verpacken ist eine andere Möglichkeit, die dem Songwriting zueigen ist. Ob sich damit, also mit Bewußtmachung und Bewußtsein schaffen, etwas zum Besseren in der Welt verändern  lässt, ist auch eine Frage. Was hat Joan Baez, früher explizit als Protestsängerin bezeichnet, bisher bewirkt? Es ist vielleicht einfach persönliche Vorliebe, ob jemand Problematiken verdrängen oder verarbeiten will. Und es ist einfach das persönliche Interesse einer Songwriterin/eines  Songwriters, welcher Part ausgesucht wird. Eine Gitarre und Lieder gehören jedenfalls zu unserem demokratischen und friedliche Spektrum, ob hübsch oder sperrig.
Um also nochmal auf Neko Case zu sprechen zu kommen: Die Grafikerin und Malerin Neko Case, die sich dem Songwriting zugewandt hat, konnte mich bisher nicht dazu bringen, mich mit ihrer Arbeit sehr umfangreich zu befassen. Ich hab ihre Songs gelegentlich nebenbei gehört. Obwohl Case-Songs wirklich hübsch klingen und sich eigentlich perfekt, schön und gut anhören.  Für jene, die sich mit Case näher befassen wollen, gibt es die ihre Karriere überspannende Vinyl-Box " Truckdriver, Gladiator, Mule" und damit die Möglichkeit Neko Case zu entdecken. Was ich vorerst neutral weitergebe, weil ich bisher weder für noch gegen sie viel einwenden möchte.

"Case/Lang/Veirs "

Fast zeitgleich veröffentlichte Neko Case im Trio mit K. D. Lang und Laura Veirs die CD "Case/Lang/Veirs " Manche bezeichnen dies einfach als schönen Dreampop. Ich jedenfalls verliere jedesmal gleich das Interesse Neko Case zuzuhören, in welcher musikalischen Formation auch immer. Sie umhüllt mit hübschen Arrangements, dass ihre Lyrics teilweise nur mies sind. Sie ist immer irgendwie mainstreamig poppig und ungeschönt folkig zugleich und mehr oder weniger kommerziell Americana. Sie ist halt Standard. Etwas mißfällt mir an Neko Case zunehmend und zwar seit Jahren. Schon immer gibt es diverse andere Songwriterinnen, an deren einzigartigen Fähigkeiten ich keinesfalls zweifle und worauf ich oft auch in Rezensionen hinweise. 

 Neko Case
" Truckdriver, Gladiator. Mule"
Label:  Anti/Epitaph

"Case/Lang/Veirs "
Anti/Indigo 

Thursday, November 26, 2015


Fotocollage: Tina Karolina Stauner 2015 

Jean Paul Gautier in der Hypokunsthalle München
18. September 2015  - 14. Februar 2016

"From the Sidewalk to the Catwalk" - Jean Paul Gaulter: Ein Couturier mal Genie , mal Mittelmäßigkeit, mal Haute Couture, mal Prêt-à-porter, mal Jetset, mal Independentszene, mal High Society, mal Underground, mal fein, mal krass, mal cool, mal kitschig...more about to come soon.
 
www.kunsthalle-muc.de
Jean Paul Gautier

Wednesday, June 17, 2015

Legende des Free Jazz, Harmolodics-Erfinder und Extrem-Ästhet Ornette Coleman lebt seit dem 11.06.15 nicht mehr. Er wurde 85 Jahre alt. Ergänzend zu seinem umfangreichen  Œuvre gibt es in memoriam aktuell die Edition Box "Celebate Ornette". Hier meine Erinnerung an eine seiner  Shows der vergangenen Jahre und meine Begegnung mit ihm beim Jazzfestival Saalfelden 2009:

Blau überspannt den sommerwarmen Bergort. Im Congresshaus, das schickes Festvalzentrum darstellt, verbringe ich Zeit fast wie chillend, relaxt in musikalische Sets mit zumeist eher Feinnervigem hineinhörend. Zwischendurch unterhalten wir Journalisten uns mit den Musikern auf dem Balkon der Lounge Ich stimme mich dabei gedanklich ein auf den Festival-Mainact: Ornette Coleman.
Coleman, der 1960 mit der Veröffentlichung von “Free Jazz” als Neuerer auftrat, startet seinen Auftritt zum Festvalabschluss fast lyrisch, sentimental. Wechselt im ersten Stück zwischen Saxophon und Trompete. Später auch einmal zur Violine, neben der ein Bass gespielt wird wie in einer Cellosuite. Im lilafarbenen, feinrotgestreiften Anzug und schwarzen Basthut, ist der schmächtige, fast 80-jährige Mann, lebende Autorität des Free Jazz, im Zentrum der Bühne und koordiniert ein Spiel, das in seine gesamte Werkgeschichte und sein antiautoritäres Musiksysthem Harmolodics führt. Mit ihm in der Formation die Bassisten Anthony Falanga und Al McDowell und sein 53-jähriger Sohn Denardo Coleman am Schlagzeug. Ein Quartett. Coleman arbeitet damit an sein Original Quartet der 60er Jahre zu erinnern, genauso aber auch die Zeit von Prime Time anzudeuten und begibt sich natürlich ebenso in sein jüngstes Material. Die Übergänge sind wie fließend. Das harmolodische Gedankengebäude besteht im Grunde von Anfang an in Colemans Arbeit, auch schon im Original Quartet, wurde aber erst etwa 1972 zu Prime Time theoretisch mit Worten artikuliert und diskutiert.  Der Grundgedanke ist eine Synthese aus ‘harmony’, ‘movement’ und ‘melody’ bzw. “melodic“, daraus entsteht die Formel ‘harmolodics’’ als ein offenes Spiel. Bei dem die Improvisation Form schafft.  Auch in Saalfelden ist Harmolodics ein sich stets veränderndes Klangbild. Immer wieder werden in diesem Ineinandergehen von Soundflächen und Soundlinien auch Motivkürzel eingefügt, die betont oft wiederholt werden. Selbst Denardo Colemans Schlagzeugarbeit ist davon geprägt. Coleman und seine Mitmusiker können einfühlend zurückhaltend sein, genauso wie härtest strukturierend und vorwärtstreibend sich verhalten. Coleman verlangt vom Musiker wie vom Zuhörer extreme Hörfähigkeit, Bereitschaft zu besonderem musikalischen Denken. Wobei das Ganze mittlerweile etwas gezähmt wirkt, da nicht mehr neu, nicht mehr alternativ, längst den Hörgewohnheiten vieler vertraut. Aber an Ausstrahlungskraft hat der Charismatiker aus Fort Worth Texas nichts eingebüßt. Sicher hat sich sein Spiel etwas verändert. Weniger Widerspenstigkeit, sondern eine unglaubliche Wärme geht nun des öfteren davon aus. Auch im Dissonanten, Atonalen. Coleman soll ja Kreativität und Harmolodics als soziale Botschaft bezeichnet haben, von Beginn an als Visionär von Weltverbesserung gesprochen haben. “Harmolodic meint nicht nur Musik. Sie existiert auch im menschlichen Körper, in dem Sinne, wie das Nervensystem mit dem Wissen korreliert. Es ist ein Weg wahrzunehmen, wie alles auf alles einwirkt.“, so Coleman.
Coleman zeigt sich nach dem Konzert kommunikativ in der Lounge. Und ich interviewe ihn spontan mit ein paar Fragen über Harmolodics.
Harmolodics, zeitlos, ständig in Wandlung begriffen, ist eine musikalische Philosophie. Mit Potential, das eine Weltphilosophie birgt. Velleicht wie der CD-Titel „Sound Grammar“ von 2006 sagt eine Art Grammatik dafür. Für ein musikphilosophisches Programm als Entwurf zu herrschaftsfreiem Diskurs, und Kollektivität.

 Pledge Music veröffentlicht nun "Celebrate Ornette"- ein 15000 Exemplare umfassendes Deluxe Limited Edition Box Set  mit 3 CD’s, 2 DVD’s, 4 Vinyl (180g.).

(Informationen u.a. aus dem Buch "Ornette Coleman - Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten" von Niklas Wilson)

Saturday, June 13, 2015

Pure Data, experimentelle Musik und Improvisation - Beobachtungsanalytisches zur Herbstausgabe der Echtzeithalle am  25.10.,15.11. und 06.12.14 in München

Impovisation und experimentelle Musik ist Fokus und Interessengebiet der Events der Echtzeithalle. Wie bei der aktuellen Herbstausgabe. Die musikalische Arbeit mit Pure Data, also Musik mit dem Laptop, dem Computer, nimmt viel Raum ein auch in Kombination mit Klang herkömmlicher Musikinstrumente. Das Carl Orff Auditorium der Musikhochschule in München war an drei SamstagenTreffpunkt für einen Zirkel Musikspezialisten, Wissenschaftler, Bild-und Bühnenkünstler und Besucher, die den Kontext Echtzeithalle und auch die Herbstausgabe und deren Diskurs definieren. Mit Visuals und Musik, die sich mit dem gesamten Spektrum von Tradition, Moderne, Avantgarde, Post-Postmoderne und zweite Moderne in Theorie und Ästhetik auseinandersetzen, um theoretisch die Bandbreite zu skizzieren. Vom Klang eines Flügeles, der irgendwo zwischen avantgardistisch und romantizistisch angesiedelt ist,  bis zu Tonkonstrukten , die durch technische Schaltugen am Computer in Verbindung mit wissenschaftlichen Konzepten  konstruiert werden, ist Vielerlei einsetzbar und präzisierbar. Forschungsergebnisse, neue Theorien und Musikstücke vom relativ gewohnt Klassischen bis zum puren Experimentellen werden vorgestellt. Neue Musik, die sich aus experimenteller und improvisatorischer Praxis zusammensetzt und Jazz, Free Jazz, Noise und Sound Design in Relation zu Clicks & Cuts der populären elektronischen Musik nicht ausklammert. Manches wird benannt, anderes intuitiv erfasst. Musiker, ob von einem Orchesterkorpus oder individualistische Einzelgänger, ob mit akustischen oder elektronischen Instrumenten, gestalten das Programm, das seit vielen Jahren von Wolf-Dieter Trüstedt, Wissenschaftler und Musiker, organisiert wird.

Elektronische Musik, Clicks & Cuts und Glitch

Das praktische Notebook mit ausgewählter Software ist seit über zwei Jahrzehnten zunehmend Basis um Musik in Verbindung mit allen möglichen Klängen und Geräuschen zu generieren und kreieren. Was eine Art Revolutionierung des Musikproduktinsprozesses war, ist längst als Clicks & Cuts in der Musik ein Genre, das zur vertrauten Musikerpraxis und Hörgewohnheit geworden ist speziell auch im Popdiskurs, der in entscheidenden  Momenten dem Niveau der Hochkultur nicht nachsteht. Theoretisierend benennen kann man Differenzproduktion und dynamische Verschiebungen und Verschachtelungen. Es geht dabei um nonlineares Komponieren und einen Begriff wie Echtzeit-Multitasking . Das betrifft die herstellbaren Cuts mit Sequenzerprogrammen. Und die Clicks in einem Dazwischen sich referenzlos vervielfältigen könnend. Als Subgenre von Clicks & Cuts definiert Glitch zufällige Klangereignisse oder auch Klänge, die beispielsweise von Algorythmen kommen, die programmiert werden. Glitch bedeutet in Schaltkreisen eigentlich Fehler und kann in der Musik ästhetisches Ereigniss sein. Auch musikfremde Daten haben Zugang. "Diese Begriffe sind nicht direkt in die Neue Musik übertragbar", sagt Wolf-Dieter Trüstedt.

Pure Data, synthetische Klänge und Neue Musik

Neuartige Verbindungen und  Traditionsbrüche sind seit etwa  1910  Teil der Neuen Musik, 12-Ton-Musik ist mittlerweile ein alter und relativ bekannter Begriff. Längst arbeitet man in allen möglichen Neo-oder Post-Stilen, aufgehobenen Genregrenzen und im Crossover. Das gehört zum Bewußtsein der Kunst und Kultur der Echtzeithalle und deren Partizipienten. Der Hauptinitiator Wolf-Dieter Trüstedt  definiert die musikalische Arbeit mit dem Laptop als Künstler und sagt: " Wir stellen alle Programme selbst her und verwenden Begriffe aus dem Bereich Kunst und Wissenschaft oder Musik und Naturwissenschaft.  Neue Begriffe dafür müssen erst gefunden werden und können sein: Sound Design, Klang- und Musik-Formungen, synthetische Klänge, mathematisch-musikalische Spielwerke, explorative Musik...- Pure Data ist vergleichbar mit der konkreten und konzeptuellen Kunst. Verwendet werden mathematische Formeln, Prozesse aus der Physik oder Psychoakustik  z.B. die Formanten." Spannend ist die Kombination mit ur-historischen akustischen Musikinstrumenten wie Bassrohr, Schilfflöte, Monochord. Trüstedt nennt hinsichtlich seiner Live-Elektronik-Performences mit Computer in der Musik eine Verwandtschaft zu Stücken von Iannis Xenakis, John Cage, György Ligeti, Charles Ives, Terry Riley usw.

Helmholtz-Ensemble und EMU-Ensemble

Trüstedt befasst sich schwerpunktmäßig mit Musik, die am Loptop entsteht. Kurz umschrieben und bezeichnet mit Pure Data in seinem Musikprojekt Helmhotz-Ensemble in München. In Ulm gibt es das benachbarte EMU-Ensemble, das sich immer wieder bei den Echtzeithalle-Events mit einklinkt und im künstlerischen und wissenschaftlichen Kontext zu finden ist. Diese zwei Pure Data-orientierten Projekte waren auch wichtiger Teil der diesjährigen Herbstausgabe und deren umfangreichem Programm, bei dem unterschiedlichste Formationen und Solo-Projekte partizipierten.
Das Helmholtz-Ensemble, nach dem Wissenschaftler Helmholtz benannt, den Zusammenhänge in Disziplinen wie Physik, Psychologie und Ästhetik interessierten und der sich mit einer Vielzahl an Forschungen auseinandersetzte, so z.B. auch im Bereich Sinnesorgane und Nervenfasern oder auch Klangfarben und Obertöne und Resonanztheorie. Beim Helmholtz-Ensemble hat die Performance "Fünf Lichtungen" eine Partitur als orientierende Basis, die in echten und notierten Schaltungen geschrieben ist. Neben den technischen Schaltungen existieren beschreibende Satzfragmete wie z.B ."mit gehaltenem Drachen".  Die sechs Spieler mit Hauptinitiator Trüstedt boten mit ihren Laptop-Instrumenten eine Klangwelt, die über dem Floating diverser Noise- und Tontracks zeitweilig eine betont percussionartige Rhythmuslinie in den Vordergrund brachte. Das Charakteristische des hergestellten Klangraums war  sein ziemliches Maß an Unbestimmtheit.
Die EMU - Experimentelle Musik Universität Ulm brachte Laptop-generierter  Musik in Verbindung mit Musikinstrumenten wie selbstentworfenem Bassrohr und Schlagwerk auf die Bühne. Die Bassrohrspielerin wanderte während des Musikacts  durch den Raum. Bei der Aufführung mit den drei Parts "ZeitNaht - Unterfaden", "ZeitNaht" und "Orion" hatte
über Laptopgesteuerten Noise-und Tontracks der Klang des Bassrohrs eigenen Raum und hinzukommend Gesangsstimmliches. Ein Schlagwerk machte sich im Lauf der Zeit bemerkbar und klinkte sich wieder aus und zusätzlich intergrierte Sprachlinien. Verrätseltes bis Galaktisches mäandert durch Schichten des Soundscape des Stücks und gab Impressionen vor.
Pure Data verzweigt und verflechtet sich kontinuierlich im Musikbereich und setzt sich in diversen Formationen mehr oder weniger bestimmend oder mitbestimmend durch. Diskutiert werden können Begrifflichkeiten wie einerseits Fluidität, andererseits Klangbildhauerei und Diskurs gehört natürlich immer wieder auch zu den Echtzeithalle-Projekten.

Tina Karolina Stauner

Monday, May 25, 2015


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Fotocollagen:Tina Karolina Stauner 2015

Monday, May 18, 2015

Legende des Free Jazz und Extrem-Ästhet Ornette Coleman

Ornette Coleman wurde am 9. März 85 Jahre alt. Aus diesem Anlass hier meine Erinnerung an eine seiner Shows der vergangenen Jahre beim Jazzfestival Saalfelden 2009:

Blau überspannt den sommerwarmen Bergort Saalfelden. Im Congresshaus, das schickes Festvalzentrum darstellt,verbringe ich Zeit fast wie chillend, relaxt in Sets mit zumeist eher Feinnervigem hineinhörend. Zwischendurch unterhalten wir Journalisten uns mit den Musikern auf dem Balkon der Lounge Ich stimme mich gedanklich ein auf den Festival-Mainact: Ornette Coleman. 

Ornette Coleman, der 1960 mit der Veröffentlichung von “Free Jazz” als Neuerer auftrat, startet seinen Auftritt zum Festvalabschluss fast lyrisch, sentimental Wechselt im ersten Stück zwischen Saxophon und Trompete. Später auch einmal zur Violine neben einem Bass gespielt wie bei einer Cellosuite.
Im lilafarbenen, feinrotgestreiften Anzug und schwarzen Basthut, ist der schmächtige, fast 80-jährige Mann, lebende Autorität des Free Jazz, im Zentrum der Bühne und koordiniert ein Spiel, das in seine gesamte Werkgeschichte und sein antiautoritäres Musiksysthem führt Mit ihm in der Formation die Bassisten Anthony Falanga und Al McDowell und seine Sohn 53-jährige Denardo Coleman am Schlagzeug. Ein Quartett. Coleman arbeitet damit an sein Original Quartet der 60er Jahre zu erinnern, genauso aber auch die Zeit von Prime Time anzudeuten und begibt sich natürlich ebenso in sein jüngstes Material. Die Übergänge sind wie fließend. Das harmolodische Gedankengebäude besteht im Grunde von Anfang an in Colemans Arbeit, auch schon im Original Quartet, wurde aber erst etwa 1972 zu Prime Time theoretisch mit Worten artikuliert und diskutiert Der Grundgedanke ist eine Synthese aus ‘harmony’, ‘movement’ und ‘melody’ bzw. “melodic“, daraus entsteht die Formel ‘harmolodics’’ als ein offenes Spiel. Bei dem die Improvisation Form schafft. Auch in Saalfelden ein sich stets veränderndes Klangbild. Immer wieder werden in diesem Ineinandergehen von Soundflächen und Soundlinien Motivkürzel eingefügt, die betont oft wiederholt werden. Auch Denardo Colemans Schlagzeugarbeit ist davon geprägt. Kann einfühlend zurückhaltend sein, genauso wie härtest Strukturieren und Vorwärtstreiben . Coleman verlangt vom Musiker wie vom Zuhörer extreme Hörfähigkeit, Bereitschaft zu besonderem musikalischen Denken. Wobei das Ganze mittlerweile etwas gezähmt wirkt, da nicht mehr neu, nicht mehr alternativ, längst den Hörgewohnheiten vieler vertraut. Aber an Ausstrahlungskraft hat der Charismatiker aus Fort Worth Texas nichts eingebüßt. Sicher hat sich sein Spiel etwas verändert. Weniger Widerspenstigkeit, sondern eine unglaubliche Wärme geht davon aus. Auch im Dissonanten, Atonalen. Coleman soll ja Kreativität als soziale Botschaft bezeichnet haben, von Beginn an als Visionär von Weltverbesserung gesprochen haben. “Harmolodic meint nicht nur Musik. Sie existiert auch im menschlichen Körper, in dem Sinne, wie das Nervensystem mit dem Wissen korreliert. Es ist ein Weg wahrzunehmen, wie alles auf alles einwirkt.“, so Coleman.
Harmolodics, zeitlos, ständig in Wandlung begriffen, ist ein musikalische Philosophie.  Mit Potential, das eine Weltphilosophie birgt. Velleicht wie der CD-Titel „Sound Grammar“ von 2006 sagt eine Art Grammatik dafür. Für ein musikphilosophisches Programm als Entwurf zu herrschaftsfreiem Diskurs, und Kollektivität.
Coleman zeigt sich nach dem Konzert kommunikativ in der Lounge. Ich interviewe ihn spontan nit ein paar Fragen über harmolodics.

Buchtipp: "Ornette Coleman - Sein Lebem, seine Musik, seine Schallplatten" von Niklas Wilson)