Monday, December 28, 2015

Folkdays aren't over: Songwriting, Pop, Protestsong oder Mélange, was soll es sein? Anmerkungen zu Alben von Neko Case

Hier also Gute-Laune-Americana á la Neko Case. Ungeschliffen, eckig und  kantig kann Americana, Alternative Country und Country Noir allerdings jederzeit sein. Ich höre den aktuellen Neko Case-Sampler, der mir vorliegt um die soeben veröffentlichte 9 Scheiben umfassende Vinyl-Box " Truckdriver, Gladiator, Mule" zu repräsentieren. Fragt sich also, Songwriting besser nett und glatt oder eher verschroben und widerspenstig.
Generell: Bekommen wir überhaupt zunehmen mehr Easy Listening im Pop, Songwriting, Jazz etc. als Ablenkung? Soll philosophischer, soziologischer, politischer Diskurs für viele nicht in der Musikkultur sein? Das ist natürlich sofort zu hinterfragen. Tatsächlich sind wohl Songs die gute Laune schaffen ein Weg um Probleme wegzuschieben wenigstens vorübergehend. Ob sich damit grundlegend oder zeitweilig etwas zum Guten verschiebt, ist die andere Frage. Schwierigkeiten in Songs zu verpacken ist eine andere Möglichkeit, die dem Songwriting zueigen ist. Ob sich damit, also mit Bewußtmachung und Bewußtsein schaffen, etwas zum Besseren in der Welt verändern  lässt, ist auch eine Frage. Was hat Joan Baez, früher explizit als Protestsängerin bezeichnet, bisher bewirkt? Es ist vielleicht einfach persönliche Vorliebe, ob jemand Problematiken verdrängen oder verarbeiten will. Und es ist einfach das persönliche Interesse einer Songwriterin/eines  Songwriters, welcher Part ausgesucht wird. Eine Gitarre und Lieder gehören jedenfalls zu unserem demokratischen und friedliche Spektrum, ob hübsch oder sperrig.
Um also nochmal auf Neko Case zu sprechen zu kommen: Die Grafikerin und Malerin Neko Case, die sich dem Songwriting zugewandt hat, konnte mich bisher nicht dazu bringen, mich mit ihrer Arbeit sehr umfangreich zu befassen. Ich hab ihre Songs gelegentlich nebenbei gehört. Obwohl Case-Songs wirklich hübsch klingen und sich eigentlich perfekt, schön und gut anhören.  Für jene, die sich mit Case näher befassen wollen, gibt es die ihre Karriere überspannende Vinyl-Box " Truckdriver, Gladiator, Mule" und damit die Möglichkeit Neko Case zu entdecken. Was ich vorerst neutral weitergebe, weil ich bisher weder für noch gegen sie viel einwenden möchte.

"Case/Lang/Veirs "

Fast zeitgleich veröffentlichte Neko Case im Trio mit K. D. Lang und Laura Veirs die CD "Case/Lang/Veirs " Manche bezeichnen dies einfach als schönen Dreampop. Ich jedenfalls verliere jedesmal gleich das Interesse Neko Case zuzuhören, in welcher musikalischen Formation auch immer. Sie umhüllt mit hübschen Arrangements, dass ihre Lyrics teilweise nur mies sind. Sie ist immer irgendwie mainstreamig poppig und ungeschönt folkig zugleich und mehr oder weniger kommerziell Americana. Sie ist halt Standard. Etwas mißfällt mir an Neko Case zunehmend und zwar seit Jahren. Schon immer gibt es diverse andere Songwriterinnen, an deren einzigartigen Fähigkeiten ich keinesfalls zweifle und worauf ich oft auch in Rezensionen hinweise. 

 Neko Case
" Truckdriver, Gladiator. Mule"
Label:  Anti/Epitaph

"Case/Lang/Veirs "
Anti/Indigo 

Thursday, November 26, 2015


Fotocollage: Tina Karolina Stauner 2015 

Jean Paul Gautier in der Hypokunsthalle München
18. September 2015  - 14. Februar 2016

"From the Sidewalk to the Catwalk" - Jean Paul Gaulter: Ein Couturier mal Genie , mal Mittelmäßigkeit, mal Haute Couture, mal Prêt-à-porter, mal Jetset, mal Independentszene, mal High Society, mal Underground, mal fein, mal krass, mal cool, mal kitschig...more about to come soon.
 
www.kunsthalle-muc.de
Jean Paul Gautier

Wednesday, June 17, 2015

Legende des Free Jazz, Harmolodics-Erfinder und Extrem-Ästhet Ornette Coleman lebt seit dem 11.06.15 nicht mehr. Er wurde 85 Jahre alt. Ergänzend zu seinem umfangreichen  Œuvre gibt es in memoriam aktuell die Edition Box "Celebate Ornette". Hier meine Erinnerung an eine seiner  Shows der vergangenen Jahre und meine Begegnung mit ihm beim Jazzfestival Saalfelden 2009:

Blau überspannt den sommerwarmen Bergort. Im Congresshaus, das schickes Festvalzentrum darstellt, verbringe ich Zeit fast wie chillend, relaxt in musikalische Sets mit zumeist eher Feinnervigem hineinhörend. Zwischendurch unterhalten wir Journalisten uns mit den Musikern auf dem Balkon der Lounge Ich stimme mich dabei gedanklich ein auf den Festival-Mainact: Ornette Coleman.
Coleman, der 1960 mit der Veröffentlichung von “Free Jazz” als Neuerer auftrat, startet seinen Auftritt zum Festvalabschluss fast lyrisch, sentimental. Wechselt im ersten Stück zwischen Saxophon und Trompete. Später auch einmal zur Violine, neben der ein Bass gespielt wird wie in einer Cellosuite. Im lilafarbenen, feinrotgestreiften Anzug und schwarzen Basthut, ist der schmächtige, fast 80-jährige Mann, lebende Autorität des Free Jazz, im Zentrum der Bühne und koordiniert ein Spiel, das in seine gesamte Werkgeschichte und sein antiautoritäres Musiksysthem Harmolodics führt. Mit ihm in der Formation die Bassisten Anthony Falanga und Al McDowell und sein 53-jähriger Sohn Denardo Coleman am Schlagzeug. Ein Quartett. Coleman arbeitet damit an sein Original Quartet der 60er Jahre zu erinnern, genauso aber auch die Zeit von Prime Time anzudeuten und begibt sich natürlich ebenso in sein jüngstes Material. Die Übergänge sind wie fließend. Das harmolodische Gedankengebäude besteht im Grunde von Anfang an in Colemans Arbeit, auch schon im Original Quartet, wurde aber erst etwa 1972 zu Prime Time theoretisch mit Worten artikuliert und diskutiert.  Der Grundgedanke ist eine Synthese aus ‘harmony’, ‘movement’ und ‘melody’ bzw. “melodic“, daraus entsteht die Formel ‘harmolodics’’ als ein offenes Spiel. Bei dem die Improvisation Form schafft.  Auch in Saalfelden ist Harmolodics ein sich stets veränderndes Klangbild. Immer wieder werden in diesem Ineinandergehen von Soundflächen und Soundlinien auch Motivkürzel eingefügt, die betont oft wiederholt werden. Selbst Denardo Colemans Schlagzeugarbeit ist davon geprägt. Coleman und seine Mitmusiker können einfühlend zurückhaltend sein, genauso wie härtest strukturierend und vorwärtstreibend sich verhalten. Coleman verlangt vom Musiker wie vom Zuhörer extreme Hörfähigkeit, Bereitschaft zu besonderem musikalischen Denken. Wobei das Ganze mittlerweile etwas gezähmt wirkt, da nicht mehr neu, nicht mehr alternativ, längst den Hörgewohnheiten vieler vertraut. Aber an Ausstrahlungskraft hat der Charismatiker aus Fort Worth Texas nichts eingebüßt. Sicher hat sich sein Spiel etwas verändert. Weniger Widerspenstigkeit, sondern eine unglaubliche Wärme geht nun des öfteren davon aus. Auch im Dissonanten, Atonalen. Coleman soll ja Kreativität und Harmolodics als soziale Botschaft bezeichnet haben, von Beginn an als Visionär von Weltverbesserung gesprochen haben. “Harmolodic meint nicht nur Musik. Sie existiert auch im menschlichen Körper, in dem Sinne, wie das Nervensystem mit dem Wissen korreliert. Es ist ein Weg wahrzunehmen, wie alles auf alles einwirkt.“, so Coleman.
Coleman zeigt sich nach dem Konzert kommunikativ in der Lounge. Und ich interviewe ihn spontan mit ein paar Fragen über Harmolodics.
Harmolodics, zeitlos, ständig in Wandlung begriffen, ist eine musikalische Philosophie. Mit Potential, das eine Weltphilosophie birgt. Velleicht wie der CD-Titel „Sound Grammar“ von 2006 sagt eine Art Grammatik dafür. Für ein musikphilosophisches Programm als Entwurf zu herrschaftsfreiem Diskurs, und Kollektivität.

 Pledge Music veröffentlicht nun "Celebrate Ornette"- ein 15000 Exemplare umfassendes Deluxe Limited Edition Box Set  mit 3 CD’s, 2 DVD’s, 4 Vinyl (180g.).

(Informationen u.a. aus dem Buch "Ornette Coleman - Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten" von Niklas Wilson)

Saturday, June 13, 2015

Pure Data, experimentelle Musik und Improvisation - Beobachtungsanalytisches zur Herbstausgabe der Echtzeithalle am  25.10.,15.11. und 06.12.14 in München

Impovisation und experimentelle Musik ist Fokus und Interessengebiet der Events der Echtzeithalle. Wie bei der aktuellen Herbstausgabe. Die musikalische Arbeit mit Pure Data, also Musik mit dem Laptop, dem Computer, nimmt viel Raum ein auch in Kombination mit Klang herkömmlicher Musikinstrumente. Das Carl Orff Auditorium der Musikhochschule in München war an drei SamstagenTreffpunkt für einen Zirkel Musikspezialisten, Wissenschaftler, Bild-und Bühnenkünstler und Besucher, die den Kontext Echtzeithalle und auch die Herbstausgabe und deren Diskurs definieren. Mit Visuals und Musik, die sich mit dem gesamten Spektrum von Tradition, Moderne, Avantgarde, Post-Postmoderne und zweite Moderne in Theorie und Ästhetik auseinandersetzen, um theoretisch die Bandbreite zu skizzieren. Vom Klang eines Flügeles, der irgendwo zwischen avantgardistisch und romantizistisch angesiedelt ist,  bis zu Tonkonstrukten , die durch technische Schaltugen am Computer in Verbindung mit wissenschaftlichen Konzepten  konstruiert werden, ist Vielerlei einsetzbar und präzisierbar. Forschungsergebnisse, neue Theorien und Musikstücke vom relativ gewohnt Klassischen bis zum puren Experimentellen werden vorgestellt. Neue Musik, die sich aus experimenteller und improvisatorischer Praxis zusammensetzt und Jazz, Free Jazz, Noise und Sound Design in Relation zu Clicks & Cuts der populären elektronischen Musik nicht ausklammert. Manches wird benannt, anderes intuitiv erfasst. Musiker, ob von einem Orchesterkorpus oder individualistische Einzelgänger, ob mit akustischen oder elektronischen Instrumenten, gestalten das Programm, das seit vielen Jahren von Wolf-Dieter Trüstedt, Wissenschaftler und Musiker, organisiert wird.

Elektronische Musik, Clicks & Cuts und Glitch

Das praktische Notebook mit ausgewählter Software ist seit über zwei Jahrzehnten zunehmend Basis um Musik in Verbindung mit allen möglichen Klängen und Geräuschen zu generieren und kreieren. Was eine Art Revolutionierung des Musikproduktinsprozesses war, ist längst als Clicks & Cuts in der Musik ein Genre, das zur vertrauten Musikerpraxis und Hörgewohnheit geworden ist speziell auch im Popdiskurs, der in entscheidenden  Momenten dem Niveau der Hochkultur nicht nachsteht. Theoretisierend benennen kann man Differenzproduktion und dynamische Verschiebungen und Verschachtelungen. Es geht dabei um nonlineares Komponieren und einen Begriff wie Echtzeit-Multitasking . Das betrifft die herstellbaren Cuts mit Sequenzerprogrammen. Und die Clicks in einem Dazwischen sich referenzlos vervielfältigen könnend. Als Subgenre von Clicks & Cuts definiert Glitch zufällige Klangereignisse oder auch Klänge, die beispielsweise von Algorythmen kommen, die programmiert werden. Glitch bedeutet in Schaltkreisen eigentlich Fehler und kann in der Musik ästhetisches Ereigniss sein. Auch musikfremde Daten haben Zugang. "Diese Begriffe sind nicht direkt in die Neue Musik übertragbar", sagt Wolf-Dieter Trüstedt.

Pure Data, synthetische Klänge und Neue Musik

Neuartige Verbindungen und  Traditionsbrüche sind seit etwa  1910  Teil der Neuen Musik, 12-Ton-Musik ist mittlerweile ein alter und relativ bekannter Begriff. Längst arbeitet man in allen möglichen Neo-oder Post-Stilen, aufgehobenen Genregrenzen und im Crossover. Das gehört zum Bewußtsein der Kunst und Kultur der Echtzeithalle und deren Partizipienten. Der Hauptinitiator Wolf-Dieter Trüstedt  definiert die musikalische Arbeit mit dem Laptop als Künstler und sagt: " Wir stellen alle Programme selbst her und verwenden Begriffe aus dem Bereich Kunst und Wissenschaft oder Musik und Naturwissenschaft.  Neue Begriffe dafür müssen erst gefunden werden und können sein: Sound Design, Klang- und Musik-Formungen, synthetische Klänge, mathematisch-musikalische Spielwerke, explorative Musik...- Pure Data ist vergleichbar mit der konkreten und konzeptuellen Kunst. Verwendet werden mathematische Formeln, Prozesse aus der Physik oder Psychoakustik  z.B. die Formanten." Spannend ist die Kombination mit ur-historischen akustischen Musikinstrumenten wie Bassrohr, Schilfflöte, Monochord. Trüstedt nennt hinsichtlich seiner Live-Elektronik-Performences mit Computer in der Musik eine Verwandtschaft zu Stücken von Iannis Xenakis, John Cage, György Ligeti, Charles Ives, Terry Riley usw.

Helmholtz-Ensemble und EMU-Ensemble

Trüstedt befasst sich schwerpunktmäßig mit Musik, die am Loptop entsteht. Kurz umschrieben und bezeichnet mit Pure Data in seinem Musikprojekt Helmhotz-Ensemble in München. In Ulm gibt es das benachbarte EMU-Ensemble, das sich immer wieder bei den Echtzeithalle-Events mit einklinkt und im künstlerischen und wissenschaftlichen Kontext zu finden ist. Diese zwei Pure Data-orientierten Projekte waren auch wichtiger Teil der diesjährigen Herbstausgabe und deren umfangreichem Programm, bei dem unterschiedlichste Formationen und Solo-Projekte partizipierten.
Das Helmholtz-Ensemble, nach dem Wissenschaftler Helmholtz benannt, den Zusammenhänge in Disziplinen wie Physik, Psychologie und Ästhetik interessierten und der sich mit einer Vielzahl an Forschungen auseinandersetzte, so z.B. auch im Bereich Sinnesorgane und Nervenfasern oder auch Klangfarben und Obertöne und Resonanztheorie. Beim Helmholtz-Ensemble hat die Performance "Fünf Lichtungen" eine Partitur als orientierende Basis, die in echten und notierten Schaltungen geschrieben ist. Neben den technischen Schaltungen existieren beschreibende Satzfragmete wie z.B ."mit gehaltenem Drachen".  Die sechs Spieler mit Hauptinitiator Trüstedt boten mit ihren Laptop-Instrumenten eine Klangwelt, die über dem Floating diverser Noise- und Tontracks zeitweilig eine betont percussionartige Rhythmuslinie in den Vordergrund brachte. Das Charakteristische des hergestellten Klangraums war  sein ziemliches Maß an Unbestimmtheit.
Die EMU - Experimentelle Musik Universität Ulm brachte Laptop-generierter  Musik in Verbindung mit Musikinstrumenten wie selbstentworfenem Bassrohr und Schlagwerk auf die Bühne. Die Bassrohrspielerin wanderte während des Musikacts  durch den Raum. Bei der Aufführung mit den drei Parts "ZeitNaht - Unterfaden", "ZeitNaht" und "Orion" hatte
über Laptopgesteuerten Noise-und Tontracks der Klang des Bassrohrs eigenen Raum und hinzukommend Gesangsstimmliches. Ein Schlagwerk machte sich im Lauf der Zeit bemerkbar und klinkte sich wieder aus und zusätzlich intergrierte Sprachlinien. Verrätseltes bis Galaktisches mäandert durch Schichten des Soundscape des Stücks und gab Impressionen vor.
Pure Data verzweigt und verflechtet sich kontinuierlich im Musikbereich und setzt sich in diversen Formationen mehr oder weniger bestimmend oder mitbestimmend durch. Diskutiert werden können Begrifflichkeiten wie einerseits Fluidität, andererseits Klangbildhauerei und Diskurs gehört natürlich immer wieder auch zu den Echtzeithalle-Projekten.

Tina Karolina Stauner

Monday, May 25, 2015


stripes
Fotocollagen:Tina Karolina Stauner 2015

Monday, May 18, 2015

Legende des Free Jazz und Extrem-Ästhet Ornette Coleman

Ornette Coleman wurde am 9. März 85 Jahre alt. Aus diesem Anlass hier meine Erinnerung an eine seiner Shows der vergangenen Jahre beim Jazzfestival Saalfelden 2009:

Blau überspannt den sommerwarmen Bergort Saalfelden. Im Congresshaus, das schickes Festvalzentrum darstellt,verbringe ich Zeit fast wie chillend, relaxt in Sets mit zumeist eher Feinnervigem hineinhörend. Zwischendurch unterhalten wir Journalisten uns mit den Musikern auf dem Balkon der Lounge Ich stimme mich gedanklich ein auf den Festival-Mainact: Ornette Coleman. 

Ornette Coleman, der 1960 mit der Veröffentlichung von “Free Jazz” als Neuerer auftrat, startet seinen Auftritt zum Festvalabschluss fast lyrisch, sentimental Wechselt im ersten Stück zwischen Saxophon und Trompete. Später auch einmal zur Violine neben einem Bass gespielt wie bei einer Cellosuite.
Im lilafarbenen, feinrotgestreiften Anzug und schwarzen Basthut, ist der schmächtige, fast 80-jährige Mann, lebende Autorität des Free Jazz, im Zentrum der Bühne und koordiniert ein Spiel, das in seine gesamte Werkgeschichte und sein antiautoritäres Musiksysthem führt Mit ihm in der Formation die Bassisten Anthony Falanga und Al McDowell und seine Sohn 53-jährige Denardo Coleman am Schlagzeug. Ein Quartett. Coleman arbeitet damit an sein Original Quartet der 60er Jahre zu erinnern, genauso aber auch die Zeit von Prime Time anzudeuten und begibt sich natürlich ebenso in sein jüngstes Material. Die Übergänge sind wie fließend. Das harmolodische Gedankengebäude besteht im Grunde von Anfang an in Colemans Arbeit, auch schon im Original Quartet, wurde aber erst etwa 1972 zu Prime Time theoretisch mit Worten artikuliert und diskutiert Der Grundgedanke ist eine Synthese aus ‘harmony’, ‘movement’ und ‘melody’ bzw. “melodic“, daraus entsteht die Formel ‘harmolodics’’ als ein offenes Spiel. Bei dem die Improvisation Form schafft. Auch in Saalfelden ein sich stets veränderndes Klangbild. Immer wieder werden in diesem Ineinandergehen von Soundflächen und Soundlinien Motivkürzel eingefügt, die betont oft wiederholt werden. Auch Denardo Colemans Schlagzeugarbeit ist davon geprägt. Kann einfühlend zurückhaltend sein, genauso wie härtest Strukturieren und Vorwärtstreiben . Coleman verlangt vom Musiker wie vom Zuhörer extreme Hörfähigkeit, Bereitschaft zu besonderem musikalischen Denken. Wobei das Ganze mittlerweile etwas gezähmt wirkt, da nicht mehr neu, nicht mehr alternativ, längst den Hörgewohnheiten vieler vertraut. Aber an Ausstrahlungskraft hat der Charismatiker aus Fort Worth Texas nichts eingebüßt. Sicher hat sich sein Spiel etwas verändert. Weniger Widerspenstigkeit, sondern eine unglaubliche Wärme geht davon aus. Auch im Dissonanten, Atonalen. Coleman soll ja Kreativität als soziale Botschaft bezeichnet haben, von Beginn an als Visionär von Weltverbesserung gesprochen haben. “Harmolodic meint nicht nur Musik. Sie existiert auch im menschlichen Körper, in dem Sinne, wie das Nervensystem mit dem Wissen korreliert. Es ist ein Weg wahrzunehmen, wie alles auf alles einwirkt.“, so Coleman.
Harmolodics, zeitlos, ständig in Wandlung begriffen, ist ein musikalische Philosophie.  Mit Potential, das eine Weltphilosophie birgt. Velleicht wie der CD-Titel „Sound Grammar“ von 2006 sagt eine Art Grammatik dafür. Für ein musikphilosophisches Programm als Entwurf zu herrschaftsfreiem Diskurs, und Kollektivität.
Coleman zeigt sich nach dem Konzert kommunikativ in der Lounge. Ich interviewe ihn spontan nit ein paar Fragen über harmolodics.

Buchtipp: "Ornette Coleman - Sein Lebem, seine Musik, seine Schallplatten" von Niklas Wilson)

Sunday, May 17, 2015

t o w n s i t e  - ALL YOU CAN SEE
videoserie / visuals: Tina Karolina Stauner
cut-up-montage, collage, kaleidoscope


FOTO-COLLAGEN-PROJEKTINFO: ALL OVER THE TOWN - ALL YOU  CAN SEE
CUT-UP-Reportage und -Montage - collagenformatige Fotodokumentation: journalistisch-künstlerische Beobachtungsskizze aus kulturwissenschftlichem Interesse. Und basierend auf der seit ca. 1850 verwendeten künstlerischen Technik der Collage,  die von Künstlern seitdem immer wieder weiterentwickelt und verfeinert wird, ob traditionell oder avantgardistisch.
ALL YOU CAN SEE: alles was auf städtischem Terrain sehbar ist. Und mein Blick ist dabei kulturwissenschaftlich objektive Beobachtung von Stadtkultur und deren kulturellem Ausdruck auf unterschiedlichen gesellschadtlichen Ebenen  und der Mixtur städtischer Soziotope. 
Sehen ist eigentlich collagen-formatig. Collage und Cut-up sind traditionelle künstlerische Mittel. Cut-up nennt man eine Methode, den Zufall und die moderne Montage in die Literatur einzubeziehen. Sie wurde von Brion Gysin zufällig 1959 entdeckt. Ähnliches war von Max Frisch und James Joyce bereits entwickelt worden. William S. Burroughs wurde zu einem der bekanntesten Protagonisten des Cut-up. Cut-up wurde von Arte als ein spielerisch-frecher Streifzug durch unsere Gesellschaft mit neuem Blick auf ganz gewöhnliche Dinge bezeichnet. Ich habe eine Art Cut-up in ein Fotoprojekt transformiert. Als Journalistin bin ich Dokumentarin der Realität und Bildinhalte geben nicht immer meine Meinung wieder. Als Künstlerin stelle ich aus Bildmaterial cut-up-artig Collagen her. Und zeige einen kleinen Ausschnitt des Sehbaren. Meine Arbeit ist auch als sozial- und gesellschaftskritisch zu vertehen und natürlich insbesondere gegen Gewalt und Missstände zu sehen. Kunst und Kultur kann immerhin beobachten, darstellen und aufklären und mehr als nur dekorativ sein.

Foto-Abzüge in diversen Größen erhältlich und auch nach individuellem Auftrag und spezieller Absprache möglich. Preise auf Anfrage per mail: tinakaro@arcor.de

Wednesday, April 15, 2015

Information Highway vs. On the road - Christian Wallumrød am klassischen Musikinstrument Flügel: Experiences inner space and far out

Der Norwegische Pianist und Komponist Christian Wallumrød hat sein erstes Soloalbum veröffentlicht. "Pianokammer" hat er selber produziert und  an diversen Venues eingespielt mit Experimentellem in Aufnahmetechnik und Overdubs. Zwischen persönlichen Impressionen und "Far Out"-Experience interpretiert auf dem Flügel ist Melodisches und frei Exkursives angesiedelt mit Erfahrungsbackground im Jazz, Folk, Barock und in der zeitgenössischen Musik. Klänge von und für die, die kontemplative und meditative Stimmungen, Stunden und Tage nicht missen möchten.

Jazz für Nachteulen: Albatrosh

Albatrosh, die Norweger Eyolf Daleam Piano und André Roligheten am Saxofon, haben in einem Osnabrücker Studio das Album "Night Owl" aufgenommen. Contemporary Jazz, der sich auf amerikanische und euopäische Tradition bezieht und Komposition und Improvisation vereint. Sound, nicht Allgemeinjazz sondern durch nächtliche Erfahrungswelten inspiriert immerhin.


Christian Wallumrød
 "Pianokammer"
(Hubro)
Albatrosh
"NightOwl


www.christianwallumrod.com
 www.albatrosh.com
Auf dem Buchmarkt von Pop bis Free Jazz

Popkultur über die Musikszene hinaus auf dem Buchmarkt und an der Uni. Wie schon seit längerem, aber mit neuem Material - Popdiskurs also:

Relevante Bücher und Lektüre zwischendurch über Pop und Kultur und Poptheorie nicht nur über Musik sondern auch bis hin zu Luhmann:
Markus Heidingsfelder "System Pop" (2012, Kadmos) und Diedrich Diederichsen "Über Pop" (2014, Kiepenheuer & Witsch). Beide Autoren lehren neben ihrer freien Arbeit auch an Universitäten.

Free Jazz und Worte - Mr. Brötzmann himself:
Für Leute, die an Free Jazz und Improvisation interessiert sind und durchaus auch das laute, grobkörnigere und brachiale des Saxofons und der Klarinette im Jazz kennen und näher analysieren wollen, gibt es "Peter Brötzmann - Gespräche" (Posth Verlag, 2012). Das Urgestein Brötzmann ist mittlerweile aktive 73 Jahre alt. The Brötz macht auch mal nicht Musik sondern plaudert. Alt werdend und weise.

Thursday, March 12, 2015




trees

Foto: Tina Karolina Stauner

Sinikka Langeland und die Kraft der nordischen Folktradition: "The Half Finished Heaven"

Die halbfinnisch-norwegische Folkmusikerin Sinikka Langeland featured die Kantele, ein Musikinstrument ähnlich der Zither.  Als griffbrettlose Kastenzither gibt es das Instrument hauptsächlich in Finnland, Estland und Karelien. Langelands hat unter anderem eine besondere, fünf Oktaven umfassende Kantele.  Auf dem  Album "The Half Finished Heaven"  finden sich neben den Instrumentalstücken einige Songs  mit Texten des schwedischen Dichters Tomas Tranströmer.   "Kveding" nennt  sich eine traditionelle Art zu singen, an der sich Langeland orientiert. Die Folkmusikerin verbreitet mit ihrem  Gesang und ihren Klängen eine selten zu hörende luzide Klarheit. Zusammen mit  Lars Anders Tomter, (Viola), Trygve Seim(Tenorsaxofon)  und Markku Ounaskari (Perkussion) bewegt sich Langeland selbstsicher in der Traditionen Norwegischen und Finnischen Folkguts in Relation zu zeitgenössisch klassischer Musik und Jazz.  Wie  ein Spaziergang durch die Natur wirkt die Musik von  "The Half Finished Heaven".  Langeland ist dem Mythischen verbunden und der Schönheit der nordischen Landschaft.  Veröffentlichungen seit den1990er Jahren und Formationen wie Trio Mediæval und Sinikka Langelands Ensemble gibt es ausserdem in ihrem Werk  zu entdecken.

Sinikka Langeland
"The Half Finished Heaven"

www.sinikka.no

Thursday, February 19, 2015

Porträt "fine lines"
Foto: Tina Karolina Stauner

Wednesday, February 18, 2015

architecture, stripes, colours and flowers 
Foto: Tina Karolina Stauner

Tuesday, February 17, 2015


Folkdays aren´t over... -Bob Dylan und Grandjean

Dylan: Seine Hoheit auf "Shadows In The Night"  mit gelassener und selbstsicherer Lebens- und Musikererfahrung Sinatra fokusierend

Dylan begann bekanntermaßen in der Folkbewegung der 1950er und 1960er Jahre und wechselte immer wieder zwischendurch auch mal zur Rockmusik. Er gibt sich nun zudem als Crooner mit Balladen und Nähe zum Musical auf seinem neuen Album "Shadows In The Night". Die Stücke sind Neuinterpretationen von Frank Sinatra-Klassikern.
Dylan, selbst längst eine Ikone, hat für diese CD live im Aufnahmestudio mit  langjährigen Bandmitgliedern Tony Garnier (Bass), Stu Kimball und Charlie Sexton (Gitarre) ,  Donnie Herron (Pedal-Steel-Gitarre) und George G. Receli (Perkussion) gearbeitet  und mit einer Bläsersektion insgesamt gut ein Dutzend Mitmusiker um sich geschart. Der mittlerweile 74-jährige Folkmusiker klingt authentisch und existenzialistisch auch wenn er sich mit Adaptionen abgibt. Swinging Dylan nuschelt mit altersrauer Stimme,  aber vieleicht viel zu schaurig-schön um wahr zu sein.

Grandjean: "Together" -mehr oder weniger gelungener Versuch?

Eigentlich der Leichtigkeit verschrieben hat sich der 40-jährige dänische Singer-Songwriter Nikolaj  Grandjean. Aber nichtsdestotrotz  will er als eine Art Wahrheitsfanatiker gelten.  Wie einfach oder schwierig dieses Unterfangen für ihn auch immer sein mag. Von früher Jugend an übte sich Grandjean im Musikmachen, lernte Schlagzeug und Gitarre und schrieb und komponierte eigene Songs und formierte Bands. Obwohl er feststellen musste: "It’s too much work that doesn’t pay off" gibt es das dritte Soloalbum "Together". Melancholisch fragiler Folk in Verbindung mit dezenten Klängen an optimistischem Jazz, Reagge und Pop. Grandjean zwar auf unverkennbar eigenständigem Weg, aber mit manch redundanten Unfiefen.

www.bobdylan.com
www.grandjean.net.net

Thursday, February 05, 2015

white flowers in the city floristics
Fotocollage: Tina Karolina Stauner

Friday, January 16, 2015

wintertrees
Fotocollage: Tina Karolina Stauner

Thursday, January 15, 2015

 Lektüre und Theorie über Musik für zwischendurch und grundsätzlich:

-  "Avant-Pop" und Popzeitschrift von Thomas Hecken
"Avant-Pop - dazu gehört Prada und Lady Gaga, Sonic Youth und Takashi Murakami, "Bitch" und "Mad Men", Anton Corbijn und CocoRosie, dazu gehört in einer nun bereits gesicherten Tradition ein beachtliches Panorama aus Künstlern, Gruppen und Richtungen von den Beach Boys bis Velvet Undeerground, von Richard Hamilton bis Martin Kippenberger, von Rolf Dieter Brinkmann bis William Gibson, von Situationismus bis Op-Art, von Nouvelle Vague bis New Wave..." (aus  "Avant-Pop" /  "Von Susan Sonntag über Prada und Sonic Youth und zurück", Posth Verlag)

- Popzeitschrift von Thomas Hecken - Kultur und Kritik:
www.pop-zeitschrift.de

- "Kunstmusik, Sounddesign und Popkultur - Zugänge zur zeitgenössischen Musik"
"Der vorliegende Text bietet einen Einstieg in die westliche Musik seit Beginn des 20. Jahrhunderts und beleuchtet die Bedingungen, unter denen Musik möglich wird. Musik entsteht nicht im Vakuum, sondern in einem gesellschaftlichen Rahmen, der durch Kultur, Politik, Zeitgeist, Technik, Recht, Ökonomie und anderes mehr geprägt ist..." (aus "Kunstmusik, Sounddesign und Popkultur" von Peter Kraut,Verlag Pfau)

- "Spex - Das Buch" - 33 1/3 Jahre Pop von Max Dax/Anne Waak (Verlag Metrolit)

Zum Thema musicbusiness hat der Veranstalter Bertholt Seliger gerade kritisch und erhellend das Buch "Das Geschäft mit der Musik - Ein Insiderbericht" (Edition Tiamat) herausgebracht.

Sunday, January 11, 2015


Modern Jazz und Rock - Gitarrist Florian Fleischer

Die Alben des Musikers sind jedenfalls gut genug für Songs wie "Monk's Nightmare". Inspiration  holen er und seine Mitmusiker sich anscheinend auch , wie so manch andere, von Bebob -Mitbegründer und absolutem Indivisualisten Thelonious Monk,
Kurz und knapp: Der derzeit in der Musikszene verstärkt auftauchende Mittzwanziger Florian Fleischer ist ein Berliner Gitarrist, der Elemente von Improvisation, Modern- und Avantgarde-Jazz und Rock in mehreren nennenswerten Formationen wie "Das Gelbe vom Ei","Massive Schräge" und dem Florian Fleischer Quintett veröffentlicht. Noch sind das eher musikalische Übungen, aber durchaus schon anhörbar.

www.florian-fleischer.de