Monday, January 28, 2013

Kokett und Oldschool-mäßig - die Songwriterin Nataly Dawn

Nataly Dawn schreibt ganz amerikanisch Oldschool-haft als Songwriterin und nimmt klassisch mit Band in einem Raum auf. Dawn ist aber eine junge Frau, die in Frankreich aufwuchs, dann in den USA ein Universitätsstudium Kunst und Literatur absolvierte. "How I Knew Her" ist ihr zweites Soloalbum. Der Sound ihrer Band verweist auf die grobkörnige Unmittelbarkeit traditioneller Folkmusik mit bluesigen Einsprengseln. Dawn wirkt wie college gratuated einerseits, streetwise andererseits. Eine spannungsgeladene Mischung. Dawns Stimme ist kraftvoll bissig, mal hell mal dunkel, und sie gibt sich dabei teils auch kokett sophisticated und spielerisch smart. "How I Knew Her" klingt oft ein bißchen nach Aufnahmen von Sam Phillips, was keineswegs nachteilig ist. Vermutlich hat Dawn auch einige Ahnung von der Songwriterszene in Los Angeles. In Kalifornien lebt sie derzeit. In Dawns exzellenter Band fällt prägend der Gitarrensound auf. E-Gitarrist ist Ryan Lerman. Man findet ihn auch an Banjo und Mandoline. Dawn selber spielt auf der CD akustische Gitarre und einmal Piano. Die Gitarrenarbeit von Lerman und Dawn wird immer wieder stark rhythmisch und kantig. Das Backing von Louis Cole und Matt Chamberlain am Schlagzeug ist sparsam, eckig und klar, der Standbass von David Pitch ruhig und warm. Manche Songpassagen betonen Streicher und Bläser. Die Instrumentalisten der Band arbeiten außer mit Dawn mit namhaften Musikern wie z.B. Bill Frisell, Bonnie Raitt oder K.D. Lang zusammen. Dawn und Band sind sich ihrer musikalischen Präsenz spürbar sicher. Man höre sich nur mal "Back To The Barracks", "Caroline" oder "Please Don't Scream" an. Nataly Dawn entstammt dem Duo Pomplamoose, das sie vor ihren Soloveröffentlichungen mit Jack Conte zusammen formierte. Beide begannen 2008 independent über das Internet. Conte hat das vielversprechende "How I knew Her" produziert. Das in den Prairie Sun Studios in Cotati in Kalifornien aufgenommen wurde, wo zuvor einige von Dawn's Lieblingsalben von Tom Waits entstanden waren. Und sehr eigenwilligen Charakter zeigt entsprechend auch Nataly Dawn.

Nataly Dawn
"How I Knew Her"
(Nonesuch Records)

 www.natalydawn.tumblr.com

veröffentlicht:  www.melodiva.de

Sunday, January 27, 2013

Mary Gauthier: eine sensible Geschichtenerzählerin mit akustischer Gitarre  -  country noire

Mary Gauthier stammt aus New Orleans und lebte von ihrem 15. Lebensjahr an eine Zeit lang mehr oder weniger auf der Straße, jedenfalls in Wohnraum, der ihr nicht gehörte, und in dem, was man seit einer Weile Queerszene nennt. Studierte aber dann doch noch Philosophie und kulinarische Kunst und führte ihr eigenes Cajun-Restaurant. Sie hat spät mit 35 Jahren begonnen Songs zu schreiben. Ihre souveräne Singer-Songwriterseite stellt die 50-jährige Musikerin mit der jüngsten CD "Live At Blue Rock" vor. Eingespielt in der Blue Rock Artists Ranch bei Austin in Texas zusammen mit Tanja Elizabeth an der Fiddle und Mike Meadows an den Percussions. Mary Gauthier selbst ist eine einfühlsame Sängerin und Gitarristin und ihre akustische Gitarre spielt sie im traditionalistischen Songwritersinn. Gauthier erzählt Geschichten von einfachen Leuten, schwierigen Außenseitern, individualistischen Szenegängern. Vieles hat sie wahrscheinlich selbst gesehen, manches selbst erlebt. In der inner city oder der countryside. So wie in "Drag Queens In Limousines"  oder "Sugar Cane" bei Genderqueers oder Proletariern.
"...Cane smoke can't be good for you day after day / Every year at harvest time when the black smoke filled the sky / Shed pick me up and take me home and make me stay inside // From Thibodaux to Raceland there's fire in the fields..."  (aus "Sugar Cane")

Mary Gauthier
 "Live At Blue Rock"
(Proper Records/Rough Trade)



www.marygauthier.com

veröffentlicht: www.skug.at

Monday, January 21, 2013




Architektur des Seitenflügels der Fünf Höfe in München, 2013
Fotos: © Tina Karolina Stauner

Sunday, January 20, 2013

Ein Kurzbesuch im Musikbereich durchaus nahe von Pop in dem ich sonst kaum zu finden bin: Schillernd-düster Traumhaftes von The Soft Hills

Wenn man die ersten Stücke der CD "Chromatisms" von The Soft Hills überspringt, gerät man von da an mit "Dear Mr. Moonlight" in das Schöne, das die Soft Hills dann doch einigermaßen hörenswert und individuell macht: somnambulen Post-Rock schwer zum Pop tendierend mit Ambienthaftem. Viel Hall im Gesang und je schleppender das Schlagzeug, je träger die Saiteninstrumente, je atmosphärischer der Moog-Synthesizer desto besser. Von den dunkleren Bereichen des Sonischen und Lyrischen wird berichtet: Da gibt es zeitreisende Vogelmenschen, einen aus dem Paradies vertriebenen Schizophrenen, ozeanische Traumtherapie, einen Brief an den Mond und dergleichen mehr. The Soft Hills wurden 2007 in Seattle von dem Singer-Songwriter Garrett Hobba gegründet und haben mit "Chromatisms" nun ihre zweite CD veröffentlicht. Mit Songwriting wie "The Gifts You Hide" oder "Mighty River" prägen sie sich ein und können manchmal ganz gut als Backing Sound passen. Es gibt aber doch die einen oder anderen Untiefen über die man bei der CD hinweggehen muß. Dann kann man immerhin in manch phantastische, mysteriöse Tiefe mit der Band zusammen eindringen.

The Soft Hills
Chromatisms

veröffentlicht: www.culturmag.de

Friday, January 04, 2013


www.zenhardedge.blogspot.com
 
Fotos: © Tina Karolina Stauner

Wednesday, January 02, 2013

Matmos-Ganzfeld-Sessions : "...brainwaves transmitted from my mind..." (Buzzcocks) - "So think"

Matmos, eine von M.C.Schmidt und Drew Daniel 1995 gegründete experimentelle Band aus San Francisco, die besonders auch mit Musique concrète, Geräuschen, Samples und Field Recordings und mit diversen Musikern arbeitet, veröffentlichen Ganzfeld-Sessions, Para-Psychologische Experimente, der vergangenen Jahre.
Mit "The Marriage Of True Minds" werden rhytmischer Pop, treibender Techno, Arrangements mit Synthesizern, lateinamerikanische Klänge, alle möglichen Soundquellen, cooles Nightclub-Ambiente, geometrische Kunst, verschiedenster Noise und schöne Melodien von Matmos in Kollaboration diesmal mit u.a. Nautical Almanac und the Arditti String Quartett zusammengestellt.
Grob skizziert: Während Videogefilmter psychischer Experimente im Haus von Matmos in Baltimore und an der Oxford University fragte man Testsubjekte, was sie sehen und hören. Grundprinzip der Ganzfeld-Untersuchungen ist: zwei Versuchspersonen sind räumlich getrennt. Eine Person wird von Umweltreizen abgeschirmt, während der anderen Person Bilder oder Videos gezeigt werden. Diese soll dann diese Information an die isolierte Person „senden“, die ihre Gedanken dazu mitteilt. Ganzfeld-Vorgehen sind wissenschaftliche Erforschung von Gedankenübertragung zwischen Gedanken-Sender, Gedanken-Empfänger und Versuchsleiter. Bei den Matmos-Sessions hörten Testsubjekte in sinnlicher Abgeschiedenheit "White Noise" auf Köpfhörern. Diese Ganzfeld-Arbeiten wurden in Matmos Denken übertragen.
Neun Songs von "The Marriage Of True Minds" sind das Ergebnis von ernsthaft bis ironisch seltsamem Ganzfeld-Herumgespiele zu strangem Electro-Pop und weirdem Noise transformiert. Beginn des Albums: Klavier, Percussions, Stimme: "Telepathy / We want to know...". Eine Adaption von "You" von Palais Schaumburg-Musikern geschrieben. Im hybriden Sounddesign von "The Marriage Of True Minds" von Romantik über Techno bis Metall werden auch Stimmen gefeatured.
 Insgesamt als fast unterkühltes, machmal regelrecht merkwürdig abweisend wirkendes, trotzdem wiederum doch auch als hübsche, einladende Spielerei bezeichenbares Album. Rotschimmernd hier und kleine und große grüne Pyramiden überall sprießend dort. Und endet da mit einem Buzzcock-Cover : "Do you believe in E.S.P? ...brainwaves transmitted from my mind..."

Matmos
 "The Marriage Of True Minds"

 www.vague-terrain.com

veröffentlicht: www.culturmag.de

Tuesday, January 01, 2013


Meine Jahreshighlights:

Einige nennenswerte Veröffentlichungen 2012

Platten:
Scott Walker - Bish Bosch
Sidsel Endresen & Stian Westerhus - Didymoi Dreams
review
The Avett Brothers - The Carpenter
Jack White - Blunderbuss
Bod Dylan - Tempest
Ry Cooder - Election Special
review
The Tallest Man On Earth - There's No Leaving Now
Leonard Cohen - Old Ideas
The Lumineers
Dr. John - Locked Down
Swans - The Seer
Paul Thorn - What The Hell Is Goin' On?
Jim White - Where It Hits You
Black Keys - El Camino

Konzert:
"Carte Blanche für Heiner Goebbels" - Kammerspiele München, 23.05.12
(Heiner Goebbels und das Münchner Kammerorchester, Dirigent Alexander Liebreich, und folgendes Programm: In the Country of Last Things (Goebbels, 1993/94) / Fünf Orchesterstücke (Hanns Eisler, 1938) / Befreiung, Konzertante Szene für Sprecher u. Ensemble (Goebbels, 1989) / Songs of Wars I have seen (Goebbels, 2002/2007), Suite für Ensemble mit modernem und historischem Instrumentarium (Deutsche Erstaufführung))
James Blood Ulmer solo  - Nightclub Bayerischer Hof München, 02.05.12

Literatur:
"Die Frage des Zusammenhangs - Alexander Kluge im Kontext" - Herausgegeben von Christian Schulte
"Die Rolling Stone Jahre" - Hunter S. Thompson

Ausstellung:
Erich Hartmann - "New York Stories, 1946-1957″  - Amerikahaus München,   29.05.-27.07.12
Ellsworth Kelly - "schwarz & weiß" -  Haus der Kunst München, 07.10.11-22.01.12

Theater:
Höhen und Tiefen beim Fassbinder-Festival des Residenztheater im Marstall im März 2012: "Postparadise Fassbinder Now". 4 internationale Produktionen, einige Filme und Gespräche zum 30. Todestag von Rainer Werner Fassbinder.
Ein Festival mit Stärken und Schwächen. Bestes Stück und tatsächlich exzellente Interpretation: "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" am 03.03.12 in der Regie von Martin Kušej. Nennenswert auch: Showghoest-3 mit recht guten Songs und konzipiert von Jan Machacek am 10.03.12.

Veröffentlichung: culturmag Jahreshighlights
www.culturmag.de