Tuesday, October 18, 2016

Folkdays aren't over...Bob Dylan - Früher Protestsongs und Folkbewegung, heute Literaturnobelpreis

Wie lange währt Bob Dylan's Never Ending Tour schon? Jedenfalls erhält er nun den Literaturnobelpreis. Der Singer-Songwriter, der auch  Schriftsteller und Schauspieler ist, seine Werke als Maler und Filmemacher zeigt und als Radio-DJ Songs vorstellt. Seine realistischen und fantastischen Geschichten und Sichtweisen bekommen seit Jahren eine etablierte Auszeichnung nach der anderen.
Bob Dylan wurde 1941 als Robert Allen Zimmerman geboren und begann 1961 in Greenwich Village in New York in der Zeit der Beatniks als kleiner Folky mit teilweise einfach Coverversionen von Songs von Vorbildern wie Woody Guthrie. Er fing an als Protestsänger und stilisierte sich zum Propheten, mal mit Folk, mal mit Blues, mal mit Rock. Immer mit hochkarätigen Lyrics, die ihm, einst Undergroundpoet,  nun also den Literaturnobelpreis einbrachten. Eine Auszeichnung, die eine noble Akademie mit einer Stockholmer Jury vergibt. Realismus, Surrealismus und Visionen in Folksongtexten kann literarische Qualität haben. Lyrics können die Qualität von Lyrik und Prosa haben. Ein Songwriter kann ein Poet sein.  Nachlesbar und zu hören in Bob Dylan's umfangreichem Œuvre. Das wussten anfangs nur wir Insider und nun wird das fast allen mitgeteilt.  Nicht deutsche Schmierenstücke interessieren, sondern internationales literarisches Niveau, das nicht zuletzt amerikanische Kunst und Kultur mit definiert.

Bob Dylan's Rückgriff auf die Epoche des Great American Songbook: "Fallen Angels"

Bob Dylan's aktuellstes Album "Fallen Angels" ist eine Selection Songs der 1940-er und 1950-er Jahre, die auch Frank Sinatra im Repertoire hatte und außerdem eine Ausnahmeergänzung  "Skylark". Dylan bietet exquisite Coverversionen mit angeswingten, genauso schönen wie leicht schrägen Balladen statt Eigenkompositionen und Lyrics des Individualisten, der er ist. Und das alles mit ziemlich  hochmütiger Lakonie und Extravaganz transformiert in seine Welt des Folk, Country-, Rock und Bluegrass. Dass es da manchmal nicht nur elitäre Kollaborationen und edle Romanzen gab, sondern dass auch die eine oder andere miserable Farce und infame Tragödie inszeniert wurde, passt nun alles als Literatur in den Kontext des Literaturnobelpreises. Samt seiner eigenen Höhen und Tiefen, seiner genialen Erfolge und seiner künstlerischen und persönlichen Sinn- und Lebenskrisen. Eingespielt wurde das hochfeine Album wieder in den Capitol Studios in Hollywood mit bekannter Tourband nebst Bläserensemble. Sein 86-jähriger Toningenieur hatte einst u.a. mit Sammy Davis Jr. zusammengearbeitet. Fragt sich, warum der 75-jährige Dylan, begnadet aüßergewöhnlicher Songwriter der er ist, derzeit nicht seinen eigenen klassischen, spröden Folk und Blues schreibt und spielt oder in der trotzigen Rockmusik ist, sondern sich davon entfernt und sich mit Crooner-Ästhetik abgibt!? Cooler Entertainer sein, statt nölender Weltverbesserer, zynisches Seelenschmerzsensibelchen und intellektueller Musikpoet vermutlich.

"Shadows In The Night": seine Hoheit  mit gelassener und selbstsicherer Lebens- und Musikererfahrung

Schon 2015 gab sich Dylan mit "Shadows In The Night" als eine Art Crooner mit Balladen und Nähe zum Musical. Die Stücke sind Neuinterpretationen von Frank Sinatra-Klassikern.
Dylan, selbst längst eine Ikone, scharte für diese CD live im Aufnahmestudio mit seinen langjährigen Bandmitgliedern Tony Garnier (Bass), Stu Kimball und Charlie Sexton (Gitarre),  Donnie Herron (Pedal-Steel-Gitarre) und George G. Receli (Perkussion) und einer Bläsersektion insgesamt gut ein Dutzend Mitmusiker um sich. Der Singer-Sonwriter klingt authentisch und existenzialistisch auch wenn er sich mit Adaptionen abgibt. Swinging Dylan nuschelt mit altersrauer Stimme  aber vielleicht viel zu schaurig-schön um wahr zu sein. Der Literaturnobelpreis für sein Werk als Writer und Singer-Songwriter, der im Folk, Blues und Rock zuhause ist, wurde aber gerade wahr.


Bob Dylan
"Fallen Angels"
"Shadows In The Night"
(Sony Music)

 www.bobdylan.com