Sunday, September 04, 2011


Qluster "Fragen" (Bureau B/Tapete, 2011)

Die Geschichte einer der entscheidenden deutschen experimentellen Elektronikgruppen mit über 40-jähriger Tradition ist betitelt mit Kluster, Cluster, Qluster: KLUSTER (Hans Joachim Roedelius, Dieter Moebius, Conrad Schnitzler), CLUSTER (Roedelius, Dieter Moebius) und QLUSTER (Roedelius, Onnen Bock).
Die bisherige Kollaboration Cluster gibt es nicht mehr. Die neue Formation heißt Qluster und ist Roedelius (u.a. mit Kluster/Cluster, Harmonia, Aquarello und als Solomusiker im Krautrock und Ambientspektrum) und Onnen Bock (u.a. mit Zeitkratzer, Christina Kubisch im Avantgardebereich und Tontechniker für die Berliner Philharmoniker und die Volksbühne).
Derzeitiges Konzept von Qluster ist die Veröffentlichung einer Trilogie "Rufen - Fragen - Antworten" mit einer Klavier-, einer live-, einer analogen Synthesizer-Aufnahme. Das Instrumentarium dafür Piano, Elektroakustik, analoge Synthesizer z.B. Roland Jupiter 4, Jamaha CS 70 M, Korg MS 20.
Die CD "Fragen" ist Improvisation und Abstraktion von Roedelius und Bock mit analogen Keyboards. Instrumente, die die Erzeugung jeder Klangart, auch bläser- und streicherartig, mit einschließen. Vordergründig sind bei "Fragen" oft horizontale Klangschichten über mehr oder weniger oder gar nicht betonten vertikalen Klangrhythmen.
"Fragen" veranlasst einen regelrecht Räume zu visualisieren. Große, helle Räume. Eher geschichtsträchtige. Klangräume der Rockmusik oder durchaus des westlichen oder östlichen Sakralen. Manchmal tauchen in der Vorstellungswelt Fragmente von Kirchenraum auf oder von Tempel. Manchmal Konzertsaalarchitektur. Eigentlicht wirken manche Klangpassagen eher abweisend, fast sogar schroff. Motivieren dann aber wieder freundlich und sanft sich treiben zu lassen in fließenden Tonsphären. Es ist ein Wechselspiel zwischen zurückstoßen, annehmen und auffordern, zwischen Härte und Weichheit. Und es ist auch ein Zwischenraum. In dem der Versucht möglich ist zu visualisieren was war, was ist, was sein könnte, was sein wird. Intendiert ist bei dieser Musik das Visualisieren. Nicht kurze Momente. Sondern große Zeiträume. Nicht New Age. Sondern Ambient als Klangarchitektur für Räume mit spirituellem Charakter oder der Rockmusikgeschichte. Der Psychedelik mehr klangfremd. Dem Atonalen der Geschichte der elektroakustischen Musik doch immanent. Qluster sind spröder, irrealer, unnahbarer, zurückhaltender, widerspenstiger Partizipient dieses Genres. Sie sind ein "Zartbitter", wie auch ein Song der CD sagt.


www.qluster.info

veröffentlicht: skug print www.skug.at