Saturday, September 03, 2011


Birgit Ulher "choices" (Another Timbre, 2011)

Konsequent experimentell in der internationalen Improvisationsszene ist Birgit Ulher mit ihrer Trompete. Oft in einem vollkommen freien Bereich, in dem ohne Themen und Absprachen aus dem Moment improvisiert wird, real time music genannt. Töne wie in einem Kontext einer ureigenen Schrift mit eigener Grammatik und Rechtschreibung.
Auf "choices" mit Trompete, Tondämpfer und Radio und in Kollaboration mit Lucio Capece an Sopransaxophon, an Bassklarinette und an Minimegafon sind drei Stücke, die "physical", "chance", "orbital" bezeichnet sind.
Dem Stück "physical" ist ein vorsichtiges, aber auch hart werdendes Pulsen und Vorwärtsbewegen integriert neben den oft wie schwirrenden, klirrenden Tönen und es wirkt insgesamt beinahe zerbrechlich. Die Klänge des lang ausgedehnten "chance" sind auch versehen mit nervös sirrendem Kreischen und Scheppern neben leisen, sinnlichen, manchmal auch stark spitzen hellen oder dumpf dunklen Unter- und Obertönen. In dem kurzen "orbital" ist Fiepen, Dröhnen in sich besonders räumlich entfaltenden Klangschichten zu finden.
Blasinstrumente können brummend, murmelnd, keuchend, kratzend, klopfend und in vielen weiteren oft unüblichen Schattierungen erklingen und experimentell eingesetzt werden. Statt konventionelle Musik kann man damit alle möglichen Geräuschklangwelten produzieren.
"choices" ist wie Textur in der bildenden Kunst. Ulher studierte ursprünglich Malerei. Nur wenn man unbedingt will kann man mit der Musikwelt von "choices"auch Realismus absolut oder relativ frei assoziieren in einem Strom der Ideen, der der freien Improvisation entspricht und mentale Entspannung oder Irritation evozieren kann.


www.birgit-ulher.de

veröffentlicht: www.culturmag.de