Sunday, August 20, 2006

Jeffrey Foucault "Ghost Repeater", 2006

Ich sitze in der Münchner Innenstadt und trinke einen Espresso. In einem pinklilafarbenen Treppenhaus kommt man auf einer Wendeltreppe hier her in den 5. Stock in die Räume des Café Glockenspiel. Als ob es in dieser Stadt doch Orte gäbe, die ich wirklich mag.
In meinem CD-Player habe ich in diesen Tagen "Ghost Repeater" von Jeffrey Foucault dabei. Ein Freund aus einer nahen Kleinstadt hatte mir dieses Album mit einigen weiteren, neuen Americana-CDs geschickt. Ich laß mich von der Stimmung der Foucaultschen Folk- und Country-Songs beeinflussen. "...They put me off outside of town / A cold black rain was falling down / I lay my head on the red clay ground / And slept for a thousand years / I woke into a feverdream / Where silence talked and money screamed / And nothing was but only seemed / And no one seemed to care..." (aus "Train To Jackson") Es ist lang her, daß ich draußen auf'm Land war. Das Gefühl dafür ist mir vor Jahren abhanden gekommen. So lasse ich mich momentan von Foucault dahin zurückbringen. Er kommt aus dem Mittelwesten Amerikas. Ein traditioneller Singer/Songwriter, der einen authentischen Blick ins ländliche Leben der Staaten vermittelt, aus der Sicht eines intellektuellen Beobachters. Ein besonderes Gespür für Einfachheit, Klarheit, Leichtigkeit ist in seinen Songs, die zwar stark mit Coutrymusik zu tun haben, doch andererseits nie pathetisch werden sondern coole Transparenz vermitteln. Eine Art klarsichtige Melancholie. Die der Produzent Bo Ramsey, der auch z.B. für Lucinda Williams arbeitete, mit zu schaffen vermochte. Selten hört man Acoustic Guitar, Pedal Steel Guitar, Resonator Guitar, Weissenborn in solcher Qualität. In "One For Sorrow" wird auf Tom Petty verwiesen, dessen aktuelle Solo-CD "Highway Compagnion" auch einige schöne Songs mit schnörkelloser Gitarrenarbeit enthält . Ich spreche hier von Menschen, die Rückbesinnung und Tradition ins Bewußtsein bringen wollen. Und kleine Weisheiten. "...And my dreams came to me waking / On the cobbles in the rain / Maybe nothing is forever / Nothing is in vain..." (aus "One Part Love").
Es geht nicht darum irgendwo hinzugehören oder dazuzugehören, sondern um die klassische, zeitlose Position als einzelner Geschichten erzählen zu können. Auch und gerade in oder nach der Postmoderne.
"Ghost Repeater" werden Mainstream-Radiostationen ohne persönliche Moderation genannt. Jeffrey Foucault arbeitet am Gegenteil dessen, an der Kraft und am Mut zu völliger Individualität im Spektrum zwischen abgründiger Einsamkeit, lakonischem Pessimismus und echter Lebensfreude. Doch vielleicht Momenten der Idyllisierung eine Spur zu nah.
Informationen: www.jeffreyfoucault.com
(Foto: Sandy Dyas)