Tuesday, April 23, 2013

Kleine Dinge wie Songwriting  und die rechte und die linke Hand

"...the little things in life just passed me by..." heißt es auf "Scapegoats" 1991 bei Green On Red. Kleine Dinge, wie Songwriterkonzerte besuchen, darf man sich im Leben nicht ganz entgehen lassen. In diesen Tagen schaute ich bei Larkin Poe, Ben Caplan und Chuck Prophet vorbei.

Larkin Poe - ziemlich maskuliner Girlcountry

Neugierig geworden auf Larkin Poe durch deren gerade erschienene, exzellente CD "The Sound Of The Ocean Sound" mit Tom Hell war ich am 15.04. in München im Ampere. Ich hörte nicht netterweise vorher beim Suport Act The Common Tongues zu, vielleicht sogar hübsches Songwriting, sondern wählte gezielt den Set von Larkin Poe, die mich beim Reingehen mit regelrecht machohaftverwandtem bluesigen Folk-Rock ansprangen. Die beiden Lovell-Schwestern Megan und Rebecca können so etwas. Insbesondere Megan Lovell an der Slide Gitarre. Möglicherweise hat sie sich einiges von Bonnie Raitt zu Gemüte geführt und sie kann spielen. Sie hat das Metall an ihren Fingern nahezu perfekt unter Kontrolle und nennt für ihre Lap-Steel-Technik Jerry Douglas als Inspiration. Klingen die beiden Lovells teilweise nach feminin romantizistisch Countriesquem mit gelegentlich einer Idee Pop, so können sie jedenfalls auch in eine andere Gangart. Zusammen mit zwei kongenialen Backingmusikern spielten die beiden jungen Musikerinnen eine überzeugende Reihe von Songs durchsetzt mit teils härteren, durch das Schlagzeug souverän gepushten Songstrukturen. Und bestätigten den besten Eindruck, den ich durch ihre CDs hatte. Zwar ein kleiner Silberglitzerminirock hier, ein verspieltes blondes Zöpfchen da, aber coole, versierte Intstrumentalistinnen. Dass sie den Spannungsbogen des Abends mit einem Akustik-Duoset, das ihnen aufeinmal nicht gelang, dann ruinierten, sei einfach mal verziehen. Der gute  Larkin Poe Sound ist auch auf der kürzlichen Veröffentlichung "Thick As Thieves"zu haben.

Ben Caplan - markanter Songwriter, aber  Schwätzer

Der bärtige Barde Ben Caplan konnte mich eigentlich mit einigen sehr schönen Songs wie beispielsweise dem "Leave Me Longing" seiner aktuellen CD " In The Time Of The Great Remembering" und seiner markanten Stimme und Akustikgitarre in sein Solo-Konzert am 19.04. ins Ampere locken. Doch er ist nicht nur Sänger, Gitarrist und Pianist, der Typ labert, labert und labert. Mich interessiert nur sein Gequassel über seinen Achselschweiß genausowenig wie die soundsovielte Zerredung des expliziet erwähnten Stücks "4'33" von John Cage. Caplan redet, redet und zerredet das Niveau, das diverse seiner Songs definitiv nachweisen. Eine Schar hauptsächlich 20-somethings begeisterte sein derartiger Auftritt merkwürdigerweise.

Chuck Prophet - Riffs und Nachtschwarzes

Das, was den Charm der legendären L.A.-Psychedelic Roots-Rockband Green On Red einmal ausmachte, war hauptsächlich Chris Cacavas und Dan Stuart zuzuschreiben. Wenn auch Chuck Prophet seinen erheblichen Teil am Gelingen der Band im Americana-Sektor beitrug. Am 21.04. ging ich in München in den Milla Club zu einer Show von Chuck Prophet and The Mission Express. Prophet spielt straighten angefolkten Rock'n'Roll mit Band und Gattin Stephanie Finch an der Orgel mit etwas Psychedelic-Touch- live gerade bei der Panic In The Temple Tour 2013 und  genauso auf der vor einem Jahr veröffentlichten CD "Temple Beautiful", wie aber natürlich schon immer. Im Konzert von Prophet fehlt die Generation der 20-jährigen weitgehend und hauptsächlich Insider mit der Kenntnis und Erfahrung des Werks von Green On Red und der Songwriter dieser Generation lassen sich auf die Musik ein. Prophet, Sänger und Gitarrist, ist eher ein Mann der wenigeren Worte mit einem um so breiteren Grinsen oder Lachen im Gesicht und jedenfalls mit überzeugend energetischen und packenden Gitarrenläufen und Riffs. Wer statt Freunde auf beiden Seiten eher Feinde auf beiden Seiten hat kann sich zwischendurch vielleicht mal bei einem Konzert von Chuck Prophet die Energie des Rock'n'Roll und der schnörkellosen Songs reintun wie "The Left Hand And The Right Hand" oder "White Night, Big City". Eigentlich möchte ich dann mal Graham Parker sehen.


www.chuckprophet.com
www.bencaplan.ca
www.larkinpoe.com

veröffentlicht: www.skug.at