Monday, January 15, 2007

"The New York Art Scene 1940 - 70" - Emile de Antonio (1972) - "Black Paintings", Haus der Kunst, München

Den Film "The New York Art Scene 1940 - 70" nahm ich zum Anlaß auch nochmal die Ausstellung "Black Paintings" im Haus der Kunst anzusehen.
Über zwei der präsentierten Künstler, Ad Reinhardt und Mark Rothko, und zu dem, was das Haus der Kunst zum Ausstellungsthema an Informationen herausfilterte, einige knappe Worte.
Ad Reinhardts Gemälde wirken auf den ersten Blick streng. Und doch oberflächlich betrachtet an der Grenze zu dem, was man heute auch als Design sieht. Läßt man den Blick eine Weile auf dem exakt Geometrischen und den Schwarztönen, erst dann entsteht eine tiefere Wirkung. Bei Reinhardt steht Schwarz für Verweigerung, für Unsichtbarkeit und Gleichmut. Er will sich bewußt am Ende und im Außerhalb der Kunstgeschichte positionieren. Weitere Stichworte sind Verneinung und Verharren im Fragen. Absolute Verneinung wird als Befreiung von Dogmen gesehen.
Offener und leichter wirken im Grunde erst einmal Mark Rothkos Bilder. Stark dunkelfarbige und schwarze Farbflächen, die räumlich zu werden scheinen. Hier werden Begriffe wie Leere und Nichts ins Spiel gebracht. Der Betrachter soll auf existenzielle Fragen zurückgeworfen werden. Rothko ist derjenige, der in einen freiwilligen Tod ging.
Es ging damals, es waren die 50er Jahre, insgesamt um nichts Geringeres als künstlerische Identität. Und doch klingt es extrem pathetisch, wenn man heute ließt: "Die schwarzen Bilder beinhalten die archetypische Idee der Schöpfung, des Beginns, des Chaos der Urmaterie, des künstlerischen Schaffens und können somit im Zusammenhang mit der Nacht als Ort der Schöpfung und des Übergangs gebracht werden."
Die erste schwarze Farbfeldmalerei, ein schwarzes Quadrat, allerdings mit weißer Umrahmung, war immerhin in Rußland schon im schwarzen Suprematismus um 1915, lange vor amerikanischem Hard Edge, von Kasimir Malewitsch geschaffen worden.
Durch den Film "The New York Art Scene 1940 - 70" jedenfalls ist in Erfahrung zu bringen, daß in der Künstlerszene New Yorks in hellen, großräumigen, regelrecht malsaalartigen Studios gearbeitet wurde. Dort in dieser Szene muß auch das Geld gewesen sein. Einfach Bohème und kleiner Underground war also wohl auch die Welt der schwarzen Bilder und die Nacht, von der die Rede ist, zu keiner Zeit.
Der Film von de Antonio, der einen Einblick in die gesamte New Yorker Malerszene gibt, bietet auch schöne Künstlercharakterstudien. Von den anfangs zahlreichen Zuschauern interessierte die Persönlichkeit der Maler, der kunstgeschichtliche Rahmen und der genaue Entstehenskontext der Bilder letzendlich aber eher wenige. Viele verließen den Raum während des Films. Scheint zu anstrengend zu sein, sich mit mehr als der Oberfläche des Themas zu befassen.
Doch wer wollte, konnte was sich damals Rang und Namen in New Yorks Malerwelt schuf durch den Film in aller Ruhe analytisch betrachten.
Ausstellungskontext: www.hausderkunst.de