Wednesday, October 08, 2008

Rogall & The Electric Circus Sideshow

Was für eine vielfach schillernde Angelegenheit Songwriting sein kann, läßt einen Rogall mit seiner Electric Circus Sideshow erleben: Verschrobene Verspieltheit, die Stärke prägnanter Aussagen, Begeisterung am Geschichtenerzählen und Freude am Songschreiben, die in jedem Detail spürbar ist. Zwar ahnt man zuweilen hier Tom Waitssches nicht weit entfernt und dort Captain Beefheartesques und auch Gallianos Coolness als Vorbild, aber mit langweiligem Epigonentum hat Rogalls Sideshow dann doch nichts zu tun. Zu eigenwillig sind die Charaktere, die sich zusammengetan haben um ihren ureigenen Songkosmos zu schaffen. In dessen Sounds von Folk bis Dub und clubbigen Grooves beseelte Saxophontöne und Oudklänge zuweilen eine besondere Kraft ausstrahlen. Die Musiker lassen sich als Freaks der anderen Art bezeichnen. Das Wesen des ganzen Projekts ist wie das eines Zwitters. In "After Last Night" verkünden sie: "I dreamt I was an angel / but that was just some lies / I know I'm a demon / who dreams through angel's eyes". Das Hübsche in dem eine unheimliche Kraft wirkt...Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist los im Märchenland? Das erzählt die Liebeserklärung "Crime Baby": "...there's points to prove but this ain't one / put it down brother I got songs for guns / I think fast but the traffics slow / she's my crime baby and I love her so..." oder einem Psychogramm ähnlich: "Rising Star": "...you're a dangerous sign / you cut yourself loose / when you catch fire / you're a virgin scar / you're an open wound / you're a rising star..." Und beschwörungsformelartig ein Satz wie "...only you can save you from yourself..." in "After Last Night".
Die Gruppe hat sich im Laufe der Zeit um den Berliner Produzenten Rogall, genannt "Electric Mysterious Wonder", Mitbegründer vom Sonarkollektiv, von Nylon und auch Dj, zusammengefunden zu einem internationalen Projekt. Über die Jahre ist bemerkenswertes Songmaterial in Sessions gewachsen. Unter dem knappen Dutzend Akteuren sind Hugo Race, Steve Moss und Henry Rollins die bekannteren Namen und Spuren führen zu den Bands Universal Congress Of, Rockers HIfi, Medieval Babes, Black Flag, Nick Cave & The Bad Seeds und Galliano.
Im Booklet sind neben den Lyrics künstlerische Porträts der Protagonisten abgebildet, die als expressionistische Holzschnitte angefertigt wurden. Bereichert wird dann alles noch durch eine Kurzgeschichte.

veröffentlicht: www.satt.org