Friday, March 28, 2008

Joe Lally
»Nothing Is Underrated«

(Dischord)

Ein dunkles Cover mit Joe Lally's wenig erkennbaren, verschlossenen Gesichtszügen, auch sein Name und der CD-Titel
»Nothing Is Underrated« in dunklen Buchstaben auf dunklem Grund kaum zu sehen, nur das weiß geschriebene, herausstechende Wort nothing sofort lesbar. Um nun gleich auf einen Song hinzuweisen, bei dem jeder Satz mit I'm not beginnt: »...I am not defined by terms of belief...I am not a profile based on statistics.« (»Mistaken Identity«). Sich Verweigerung leisten: »...I have no address the place I am living one step up from death...« (»Motora«). Aber auch die Fähigkeit zu Klarsicht und Entschlossenheit: »Painfully aware something's wrong I know I don't belong years on years nothing's changed my resolve remains« (»Painfully Aware«). Aus Verneinung heraus entsteht eine eigene Haltung voll ungemein positiver, unkorrumpierter Kraft. Joe Lally's sprödes Songwriting, eher sparsam instrumentiert, mit perfekten Arrangements, paßt sich keinem Trend an, ist kompromißloser Ausdruck von Persönlichkeit und Meinung. Bei dem Fugazi-Bassisten spürt man die Wurzeln im Post-Core. Obwohl die Songs Folk sind. Aber eher mit Changes und Dynamik wie im Math-Rock. Und oft mit jazzigem Touch. Lally's zweite Solo-CD besticht durch dominierende, schöne Basslinien und
-figuren, prägender, einfacher Schlagzeugarbeit, eckigen, dissonanten Gitarrenmelodien und manchmal atmosphärischen Keybordebenen. Zu diversen Mitmusikern gehörten auch Ian MacKaye und Guy Picciotto von Fugazi.

Bob Mould
»District Line«

(Beggars)

Bob Mould, ehemals Hüsker Dü und Sugar, ist auch, dies auf seine sehr gitarrenlastig rockige Weise, in die derzeitige neue Leichtigkeit im Songwriting geraten. »District Line« sei seine Art gewesen »etwas in ein Tagebuch zu schreiben«, sagt er. Ja, Notizen wie nebenbei. Zwar manches mitteilenswert gelungen, aber so manches auch unspektakulär belanglos. Er spricht von den vergangenen Jahren als »sehr positive Erfahrung«. Umgesetzt dann also zu etwas mit eingängigem Pop-Appeal, wenngleich reflektiert: »...the slow romantic decay....« (»Shelter Me«), durch Amy Domingues' Cellomelodien in einigen Songs verfeinert und kantig durch die Drums von Brendan Canty von Fugazi.

www.skug.at
(SKUG 74 (print), 4-6/08)