Saturday, December 29, 2007


Toshinori Kondo
»Silent Melodies«
stilll/off/broken silence

Der Tokioter Avant-Jazz-Trompeter Toshinori Kondo, sonst in Zusammenarbeit u.a. mit Größen der New Yorker Downtown-Szene, hat die Solo-CD »Silent Melodies« veröffentlicht: nur elektrische Trompete und Effekte ohne jegliche Overdubs. Er öffnet einen seltsamen, dunklen Klangraum. Melodiegebilde beginnen sich darin auszubreiten wie erratische Objekte in einer Parallelwelt zur Wirklichkeit. Eine spirituelle Sphäre entsteht, die nichts mit flacher Esoterik zu tun hat. Manche Stücke werden zum Meditationsraum. Und es kann sich auch ein diffuser Negativraum spiegeln. Manchmal sind in Hall fragmentarisch gebrochen Themen zu erahnen, die für Momente an Jazzklassiker erinnern. Und echoartig blenden sich Rhythmusebenen ein wie Sterotypien. Kondos Trompetenimprovisationen in einem extremen Spektrum von fragilen bis kraftvollen, oft verfremdeten, verzerrten, manirierten Tonfolgen führen zu einer Spannung eigenartiger, schwer benennbarer Dimension zwischen archaischen Tiefen und Zukunftsvisionärem. Die Klangfacetten seines Trompetentons blitzen aus Düsterem und sind merkwürdig meditativ und wie ein Statement gegen jede oberflächliche Eloquenz.

www.skug.at
(SKUG 73 (print), 1-3/08)